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„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Homo sapiens: Seit 40.000 Jahren allein


Vor 40.000 Jahren verschwanden die Neandertaler und die Denisovaner. Die beiden anderen intelligenten Menschen-Arten starben aus.

Übrig blieben unsere Vorfahren: Die Homo sapiens sapiens. Warum Neandertaler und Denisovaner ausstarben, ist nicht eindeutig geklärt.

Warum Denisovaner und Neandertaler ausstarben ist eine komplexe Frage. Viele Faktoren kamen zusammen, die zusammen wirkten und sich in einem längeren Prozess beeinflussten und verstärkten. Es wird weiter geforscht. Es zeichnen sich aber Hauptgründe ab:

Wahrscheinlich: Die Neandertaler und Denisovaner hatten ihre beste Zeit in der großen Eiszeit in Europa und Asien. Sie kamen mit den folgenden Warmzeiten nicht gut zurecht. Sie hatten mehrere Warmzeiten gemeistert. In ihrer letzten Warmzeit kam ein Faktor hinzu: Wir.

Unsere Vorfahren wanderten zur Zeit der Warmzeit aus Afrika ein und waren damit besser angepasst an eine warme Umwelt mit deren Tieren und Pflanzen. Denisovaner und Neandertaler passten sich langsam an. So musste die Jagd verändert werden: Mit der Eiszeit verschwanden die riesigen Beutetiere der Tundra aus Mitteleuropa und den klima-gemäßigten Zonen Asiens. Die Beutetiere wurden kleiner und schneller. Die erforderten andere Jagdtechniken. 

Und unsere Vorfahren reagierten wohl aggressiv auf Konkurrenz. Und wir erkennen das an unserer bekannten Geschichte, Aggressivität nutzt jede Schwäche "der Anderen" aus, gibt den Anderen keine Zeit, sich zu entwickeln. 

Das sind die Hauptthesen, die sich auch entwickeln und die angepasst werden an neuste Funde und Erkenntnisse. In den vergangenen Jahren schenkte Genetik neue Erkenntnisse. So gab es viel weniger Neandertaler als Homo sapiens, der Genpool war kleiner. Neandertaler lebten isoliert in kleinen Gruppen. Was zu Inzucht führte und Isolation. Mit allen bekannten negativen Folgen. Somit ging die Reproduktion zurück. 

Ein anderer Punkt, der glatte Theorien stört: Neandertaler begegneten den Homo sapiens intellektuell auf Augenhöhe. Es gab Austausch zwischen Neandertaler und Homo sapiens, von Technologie und, äh, Genen. Unterschiedlich waren wohl Aktion und Reaktion auf die Umwelt, die ja ursprünglich auch unterschiedlich war, wie Afrika und Eurasien unterschiedlich sind. 

Über Denisovaner muss viel vermutet werden. Es wurde nur wenig gefunden von ihnen.

Durch genetischen Austausch blieben aber Gene von Neandertalern und Denisovanern in uns. So schützen uns Gene von Neandertalern vor europäischen und asiatischen Krankheitserregern.

So ist wohl die schönste Theorie, die uns beruhigt: Denisovaner und Neandertaler leben in unseren Genen weiter. Aus drei Menschenarten wurde eine neue: Wir. 

Michael Zeng 

Nebukadnezar II. und die Bibel

Der babylonische König Nebukadnezar II. wird 91 Mal in der Bibel erwähnt. Er veränderte die jüdische Kultur und Religion. 

Der König Nebukadnezar II. herrschte im 6. Jahrhundert vor Christus. Er konnte als Herrscher der Stadt Babylon ein Reich erobern vom persischen Golf bis zur östlichen Küste des Mittelmeers. Das gelang durch militärische und politische Klugheit aber auch, weil die mächtigen Reiche der Assyrer und das Reich Elam gerade untergegangen waren. Auch Ägypten schwächelte. Die Supermächte hatten sich gegenseitig vernichtet. Nebukadnezar II. eroberte die Reste der großen Reiche und besiegte kleinere Völkerschaften. Er musste allerdings jedes Jahr entfernte Gebiete quasi neu erobern. Es gelang den Babyloniern nicht, ein stabiles Reich aus einem Guss zu schaffen. 

Ein entferntes Gebiet waren die Kleinreiche Israel und Juda. Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem. Um seine Eroberung unter Kontrolle zu halten und auszubeuten, ließ er Gelehrte, Priester, Handwerker und Künstler nach Babylon verschleppen. Etwa 60 Jahre lang dauerte das Exil in Babylon. 

Das oben beschriebene Reich von Babylon hatte dem zentralistischem Reich der Perser nichts entgegen zu setzen. Die Perser eroberten Babylon und entließen die Juden aus ihrem Exil. Viele waren in der babylonischen Hierarchie aufgestiegen und hatten babylonisches Wissen aufgenommenen. Die Bibliotheken im Babylon quollen über vom Wissen der Jahrtausende. Die babylonische Mathematik und Astronomie war das Fundament des Wissens der Ägypter und Griechen. Die schrieben von den Babyloniern ab und entwickelten weiter. Die alten Babyloner konnten sich nicht mehr wehren. 

Für die Juden in Babylon war ihr Jerusalem ein überhöhtes Ideal geworden. Die jüdischen Gelehrten in Babylon rechtfertigen die Eroberung Jerusalems und ihr Exil, indem sie Nebukadnezar II. quasi als Werkzeug Gottes interpretierten. Er hatte Jerusalem bestraft für dessen Abkehr vom Glauben. Der babylonische König sei ein Werkzeug Gottes gewesen. 

Nun aber sollte alles besser werden und gottgefälliger. Aber als die babylonischen Juden zurück kamen nach Jerusalem, mussten sie feststellen: Auch Jerusalem hatte sich 60 Jahre lang weiter entwickelt. Die Stadt hatte sich der westlichen Welt geöffnet, Griechen, Phönizier, Ägypter brachten Waren und Ideen in die Stadt.

Aus dem Konflikt zwischen den babylonischen Heimkehrern und den Dagebliebenen entwickelte sich die jüdische Kultur weiter. Mittelmeerische Gedanken und babylonisches Wissen und jüdische Tradition fanden zusammen. Heraus kam das Alte Testament der Bibel, das weltweit wirkte und wirkt. So findet die jüdische Idee des einen unsichtbaren Gottes ihre Form. 

Und Nebukadnezar II.? Von ihm überliefert das Alte Testament seine Rolle als Werkzeug Gottes, als Prüfer der Juden im Exil, der immer wieder beeindruckt wurde von Wundern des jüdischen Gottes. 

Als Werkzeug Gottes und Bewunderer jüdischer Wunder konnte Nebukadnezar nicht ganz böse sein. Laut Altem Testament wurde er wahnsinnig und lebte sieben Jahre lang im Wald als Tier unter Tieren. Danach kehrte er zurück auf den Thron und lebte glücklich und zufrieden und fand den jüdischen Gott toll. Die sieben Jahre im Wald waren sehr wahrscheinlich eine literarische Strafe, quasi eine rethorische Buße, um Nebukadnezar biblisch zu rehabilitieren. Das vermutet man, weil die Story aus einer babylonischen Erzählung übernommen wurde. Eigentlich wird diese Entwicklung dem babylonischen König Nabonid zugeschrieben. 



Wie Katzen die Menschheit eroberten


Alle Hauskatzen stammen ab von der nordafrikanischen Falbkatze. Die europäische Wildkatze ist nicht zähmbar, auch nicht als Kreuzung mit Hauskatzen. 

Katzen sollen sich selbst zum Haustier gemacht haben. Zuerst als Abfallverwerter. Es ging ihnen gut in der Nähe von Menschen. Als die Menschen Getreide anbauten und lagerten, empfahl sich die Katze als Schädlingsbekämpfer. Allerdings legen Funde nahe, in einigen Kulturen waren Katzen zuerst Jagdbeute des Menschen. 

Seit 9.500 Jahren ist die Katze als Hauskatze belegt durch einen Fund auf Zypern. Genetisch nachgewiesen kam es zu zwei großen Wellen der Domestizierung, Züchtung und Verbreitung, erst in Ägypten, dann über Zypern in den Orient und weiter nach Osten. Nach Australien brachten Europäer Katzen mit.

Im alten Ägypten wurde die Katze kultisch verehrt. Ob im heutigen Schmuse-Sinn ist nicht klar. Allerdings war die Verehrung so stark, dass andere Völker das nicht verstanden und es ihnen nicht geheuer war. Die Verehrung der Katzen zählte zu den unverständlichen Geheimnissen der alt-ägyptischen Kultur. 

Der erste Historiker der westlichen Welt, Herodot, berichtet: Wenn in einem ägyptischen Haushalt eine Katze starb, rasierten sich die Menschen die Augenbrauen ab. Dann ließen sie ihre Katze einbalsamieren.

Allerdings legen Funde nahe, dass Katzen auch zum Einbalsamieren gezüchtet wurden. Alle Katzen, die in Mumien gefunden wurden, waren sehr jung. Ihnen wurde der Hals rumgedreht. Anschließend wurden sie in hölzeren Figuren eingebaut. 

Die Ausfuhr von Katzen aus Ägypten war streng verboten. Allerdings schmuggelten Phönizier Hauskatzen in alle Teile der Alten Welt.

Bald waren Kelten und Germanen fasziniert von Katzen. Katzen begleiteten ihre Götter. Allerdings ist hier nicht klar, ob Haus- oder Wildkatzen, zum Beispiel, den Wagen der Freya ziehen. 

Die Griechen und Römer blieben skeptisch. Bei den Römern jagten Frettchen die Hausmäuse. 

Katzen unterwarfen sich wohl nicht der Logik der Griechen. Und das Getöse um die römische Disziplin war ihnen Schnuppe. 

Erst in der späten Antike eroberten Katzen die Herzen der Römer. Ägypten war römische Provinz und verlor seine Geheimnisse. 

Dass die Verehrung der Katzen bei den Römern im gleichen Maße zunahm, wie die Dekadenz sich steigerte und die harten römischen Tugenden verloren gingen, kann vermutet werden. 

Michael Zeng 

Die Bibel hat recht: Als vor 6.000 Jahren die Welt erschaffen wurde, begann die Zivilisation:

Aus Jahres-Angaben der Bibel kann man errechnen wie viele Jahre vergangen sind seit Erschaffung der Welt. Heraus kommt: Gott erschuf die Welt, Tiere, Pflanzen und Menschen vor 6.000 Jahren.

Die Bibel berichtet über Ereignisse im Nahen Osten zwischen Kaukasus und Nil, zwischen der Ostküste des Mittelmeers und dem persischen Golf. Was geschah dort vor 6.000 Jahren?

Genauer, was geschah im Zweistromland zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris. 

Global ging die Jungsteinzeit zu Ende, Kupfer wurde verarbeitet und vereinzelt wurde mit Bronze experimentiert. Die Menschen begannen Metalle zu ver- und bearbeiten. Das waren neben Steingut die ersten künstlichen Materialien. 

Die erste Stadt wurde nachgewiesen: Uruk im Zweistromland hatte etwa 10.000 Einwohner. Nachbarstädte wie Ur waren ähnlich groß. Wie war das möglich?

Das Zweistromland wurde im großen Stil nun künstlich bewässert. Die landwirtschaftliche Produktion explodierte. So konnten Getreide und Nahrungsmittel erzeugt werden für so viele Menschen. 

Zur Errichtung der Kanäle und anderer Bauten der künstlichen Bewässerung war nötig, Menschen zu organisieren: ein Teil musste geplant bauen, andere mussten die Bauarbeiter ernähren. Dritte mussten konstruieren, organisieren, verwalten. Daraus entstand der Staat. 

Rad und Wagen wurden erfunden, so konnten Getreide und andere Nahrungsmittel über weite Strecken in die Städte gebracht werden. 

Die Töpferscheibe wurde erfunden. So konnte in Massen Krüge und Amphoren hergestellt werden, um Nahrungsmitteln aufzubewahren und zubereiten zu können. 

Backsteine aus Lehm wurden erfunden. So konnten haltbare, komfortable schnell Häuser gebaut werden. Bis hin zu riesigen Tempeln. 

Um das alles managen zu können, musste ein System entwickelt werden, um Daten zu sammeln, zu speichern und zu verarbeiten. Aus Zahlen und Symbolen entwickelte sich die Schrift. 

Aus Menschengruppen, die von Frühjahr zu Frühjahr von der Hand in den Mund lebten, entwickelten sich in Städten lebende Handwerker, Künstler, Gelehrte, Priester, Beamte, Soldaten, Herrscher. Im Umland erzeugten Bauern Nahrung für die Städter. Händler handelten mit Überschüssen, transportierten per Rad und Wagen, was gehandelt werden konnte. 

Dieser Reichtum lockte Einwanderer. Diese Technologie war in Köpfen transportabel. Und weil bald Land knapp wurde, wanderten Bauern und Handwerker aus nach Westen, Norden und Osten. 

So wanderte ein gewisser Abraham aus der Stadt Ur aus und zog mit seinen Leuten ins spätere Israel/Palästina. Und brachte sein Wissen mit um den Fortschritt in seiner Heimat. Ur war eine ähnliche Stadt wie Uruk. 

Auf Abraham als Urvater berufen sich Juden und Araber gleichermaßen als ihrem Stammvater. 

Hier kommen wir zurück zur Bibel. Aus den Angaben zum Menschen Abraham und der Bedeutung seines Namens und seiner Taten wird klar: 

Abraham verkörperte Menschen mit Ideen und Vorstellungen aus dem Zweistromland, die einwanderten in die Gebieten an der Ostküste des Mittelmeers. Abraham ist als Mensch nicht nachweisbar, aber als Idee greifbar. So verkörpert er die Idee des unbedingten Gehorsams gegenüber Gott. Abrahams Autorität wurde über seine Herkunft erzeugt. 

Was Abrahams Leute erzählten aus ihrer Heimat dem Zweistromland, das erschien den Leuten in der neuen Heimat als paradiesisch. Laut Bibel liegt der Garten Eden, das Paradies, zwischen Euphrat und Tigris, im Zweistromland. 

Als die Autoren der Bibel ihre Theorie zur Erschaffung der Welt entwickelten, fehlte ihnen natürlich unser heutiges chronologisches Wissen. Die kulturelle Überlegenheit des Zweistromlands war aber noch spürbar. 

Nach der Eroberung von Jerusalem ließ der babylonische König Nebukadnezar II. jüdische Gelehrte nach Babylon verschleppen. Dort lasen diese Gelehrten in Bibliotheken vom Wissen und den Vorstellungen des Zweistromlandes. Sie lasen auch die babylonische Vorstellung von der Erschaffung der Welt.

In der Erzählung vom Leben und Königs Gilgamesch wird berichtet, dass die Erde "wüst durcheinander chaotisch" war und ein Gott dort Ordnung schaffte. Bis heute kennen wir das uralte Wort für wüste und chaotische Zustände: Tohuwabohu. 

Die Autoren der Bibel verarbeiteten ihr Wissen, ihre Vorstellungen, Traditionen, Überlieferungen und vielleicht ältere Aufzeichnungen in dem, was wir als Altes Testament lesen können. 

Michael Zeng 




Germanen vernichteten das Römische Reich erst im 19. Jahrhundert

Germanen vernichteten das Römische Reich erst im 19. Jahrhundert 

Was? Wieso? Wir haben doch gelernt... Im Jahr 395 wurde das Römische Reich geteilt in ein Ost- und Westreich.

Das Westreich ging 476 unter, als der germanische Heerführer Odoaker den letzten römischen Kaiser Augustulus absetzte. Wobei Augustulus ein Spottname ist und Kaiserlein bedeutet, weil der Kaiser ein Kind war.

Das Ostreich wurde zu Byzanz und ging 1453 unter als die Osmanen Konstantinopel eroberten und die Stadt Istanbul nannten. 

Das ist alles richtig und doch falsch. 

Die Teilungen des Römischen Reiches war zeitgenössisch eine Teilung der Verwaltung, weil ein Kaiser nicht mehr ausgereicht hatte als Staatsoberhaupt zu fungieren. Deshalb wurde das Reich geteilt und in Ost und West jeweils ein Augustus eingesetzt der je einen Caesar anleiten sollte, quasi als Ober- und Unterkaiser. Das war kompliziert und wurde öffentlich nicht begriffen und funktionierte nicht. Auch weil sich die vier "Kaiser" nicht einig waren und sich gegenseitig nervten. Und jeder eigentlich doch allein herrschen wollte. Dabei wurde viel Energie verplempert. 

Dazu kam: Seit der Heeresreform des Marius war das römische Militär kein Volksheer mehr. Römische Legionäre waren Berufssoldaten mit 20-jähriger Dienstzeit. Sie waren also nicht regional verwurzelt und waren abhängig von ihrem Heerführer. Der hatte mehr Macht über die Soldaten als die zivile Führung des Staates. 

Im Römischen Reich wurden Germanen oberste römische (!) Heerführer. Deshalb konnte der weströmische Heerführer den letzten weströmische Kaiser absetzen. Die obersten Heerführer hießen Magister militum und waren übermächtig und de facto mächtiger als der Kaiser, weil der Magister militum das Heer hinter sich hatte. 

Im Ostreich zogen Anfang des 6. Jahrhunderts die Römer die Notbremse und entfernten alle Germanen aus der Militärführung. Das Heer wurde wieder Instrument des Staates. 

Doch einen Schritt zurück. Aus den Streitereien der vier Kaiser ging der Westkaiser Konstantin als Sieger hervor. Er wollte sich als Kaiser aber nicht den Intrigen in Rom aussetzen. Und quasi einen Neuanfang starten. Er erhob 330 die Stadt Byzanz zur römischen Hauptstadt. Nach seinem Tod hieß die Stadt Konstantinopel, als Stadt des Konstantin. 

Zusammen mit den oben genannten Faktoren ging die römische Herrschaft in der Fläche in Westeuropa zurück. Unter dem oströmischen Kaiser Justinian gelang es, Italien, Südspanien und das westliche Afrika zurück zu erobern, allerdings nur für kurze Zeit. 

Im Osten griff Persien das (Ost)römische Reich an. Es kam zu einem Krieg, in dem sich Römer und Perser gegenseitig erschöpften. Persien hatte nach dem Krieg gegen (Ost)rom, keine Kraft mehr die Osmanen abzuwehren. Die eroberten Persien und standen an der Grenze zu (Ost)rom. Da die Römer auch geschwächt waren, taten sie sich schwer, die Osmanen auf Dauer abzuwehren. 

Diese Schwäche nutzen auch westliche Kreuzfahrer aus und eroberten das christliche Konstantinopel und plünderten es.

Nachdem die Kreuzfahrer wieder vertrieben waren, schrumpfte das (Ost)römische Reich immer mehr. Der Krieg gegen Persien, die ständigen Kriege gegen die Osmanen und die Eroberung durch christliche Kreuzfahrer hatten zu viele Kräfte verbraucht, ein Reich zu halten. 

Die Ost(Römer) sahen sich bis 1543 als Römer, als „Rhomaioi" bis zum endgültigen Untergang. Auch die Osmanen sagten Rum (Römer) zu ihren Gegnern aus Konstantinopel. 

Wir sagen Byzantiner. Warum? 

Der Franke König Karl der Große ließ sich zum Kaiser erheben. Er sah sich als Erbe der weströmischen Kaiser. Seine deutschen Nachfolger nannten sich römische Könige und Kaiser des heiligen römischen Reiches, später kam der Zusatz "deutscher Nation". Dieses Reich ging 1806 unter. 

Da passte es natürlich nicht, dass die Kaiser in Konstantinopel sich als wahre römische Kaiser sahen, die nur die westliche Hälfte ihres Reiches verloren hatten. Die taten sich schwer, Germanen und Deutsche als weströmische Kaiser anzuerkennen. Eigentlich nur über sehr diplomatische Bezeichnungen und oft nur abwertend und fast ironisch. 

Für die Westeuropäer war das (Ost)römische Reich das "Reich der Griechen". Für die Oströmer waren "die Griechen" nur die alten Griechen, Odysseus und so. Sie selbst waren Römer. Punkt. 

Im 19. Jahrhundert trat das heutige Griechenland als eigener Staat in Erscheinung. Griechenland befreite sich aus dem osmanischen Reich. Da passte die westliche Bezeichnung "Reich der Griechen" nicht mehr. Aus dem Oströmischen Reich wurde Byzanz. Diese Bezeichnung für das gesamte Reich stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Oströmische Reich als "Byzanz" zu bezeichnen, wäre für Oströmer gewesen, als sagte man "Berlin" zum gesamten Deutschland. 

Also erst im 19. Jahrhundert gelang es "Germanen" die alten Römer zu besiegen, post mortem.

Zeitliche Dimensionen


Für die Betrachtung der Vergangenheit ist es wichtig, sich die Dauer von Zeiträumen deutlich zu machen. Wie lange dauerte eine Epoche?

DER GRÖFAZ und sein Reich

"Der größte Führer aller Zeiten" war vor zehn Jahren also wieder da, als Hauptfigur eines Buches und im Film. Oft war der Film ausverkauft. Es war eine Komödie. Aha. 

In den Akten der Gemeinde Flarchheim findet sich ein vertraulicher Befehl Adolf Hitlers vom 26. Juni 1943 an alle Behörden des Reiches: „Der Führer wünscht, in Zukunft im innerdeutschen Verkehr durchweg also auch in Gesetzen, Erlassen und Verordnungen, ausschließlich als `Der Führer´ bezeichnet zu werden.“

Im formellen [Brief]Verkehr mit dem Ausland wird die Bezeichnung `Führer des Großdeutschen Reiches´ Pflicht. (…) „Als Anrede sollen Deutsche ausschließlich die Anrede `Mein Führer´, Ausländer die Anrede `Führer´ gebrauchen.“ Weiterhin verfügt Hitler, im amtlichen Sprachgebrauch statt „Deutsches Reich“ die Formulierung „Großdeutsches Reich“ zu verwenden. Die Mitteilung endet mit dem Befehl: „Eine Veröffentlichung dieses Rundschreibens in Gesetz- und Verordnungsblättern sowie durch Presse und Rundfunk hat zu unterbleiben.“

Die Bedeutung dieses Befehls ergibt sich aus seiner zeitlichen Einordnung in folgende Ereignisse. Am 27. November 1941 erklärte der Führer dem dänischen Außenminister: "Wenn das deutsche Volk einmal nicht mehr stark und opferbereit genug sei, sein eigenes Blut für seine Existenz einzusetzen, so soll es vergehen und von einer anderen stärkeren Macht vernichtet werden."

Der Führer nahm also den Untergang des deutschen Volkes billigend in Kauf. (Zitat nach Hitlergespräche. „An sich vernichtet“. Der Spiegel 13/1967, S.90) Wie kein anderer Herrscher der Geschichte besaß Adolf Hitler persönliche absolute Macht über den Deutschen Staatsapparat, die Wehrmacht und über jeden einzelnen Deutschen. Diese Rechte wurden Hitler vom Reichstag am 26. April 1942 verliehen. (Vgl. Reichsgesetzblatt 1942 I S. 247)

Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde diese Macht direkt oder indirekt brutal durchgesetzt. Dazu fanden sich willige Helfer. Selbst die Deutschen, die Hitler als ihren Führer anerkannten, galten für Hitler nur so lange als lebenswert, wie sie für seine Welteroberungsphantasien taugten. Anfang Januar 1943 wird die Lage der bei Stalingrad eingeschlossenen 6. Armee der deutschen Wehrmacht aussichtslos. Vorräte und Soldaten sind am Ende. In Kenntnis dieser Tatsache befiehlt Hitler am 8. Januar 1943 der 6. Armee:

"Verbiete Kapitulation! Die Armee hält ihre Position bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone und leistet durch ihr heldenhaftes Aushalten einen unvergeßlichen Beitrag zum Aufbau der Abwehrfront und der Rettung des Abendlandes."

Die 6. Armee kapituliert trotzdem Ende Januar. Die Wehrmacht verliert über 250.000 Mann durch Tod oder Gefangenschaft. Für Nazi-Deutschland war der Krieg nicht mehr zu gewinnen. (Zitat nach Stern online. 28.11.2003, 09:54 Uhr)

Am 18. Februar 1943 verkündet der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels den „totalen Krieg“ in seiner berüchtigten Rede im Sportpalast vor namentlich geladenem Partei-Publikum. Wer wann zu rufen und zu klatschen hatte, war einstudiert. Ein Teil des Beifalls kam vom Tonband. Goebbels selber bezeichnete die Ereignisse im Sportpalast während seiner Rede als „Stunde der Idiotie“. (Vgl. Der Spiegel 46/1967) Vier Monate später folgt der eingangs genannte Befehl Hitlers an jeden Deutschen, ihn „Mein Führer“ zu nennen und gegenüber dem Ausland als „Großdeutsches Reich“ aufzutreten.

Täglich wurde das Großdeutsche Reich kleiner, die Front rückte immer näher an Deutschland heran. Am Ende steht die Bilanz: Der zweite Weltkrieg trieb durch Kampfhandlungen und zivilen Terror mehr als 50 Millionen Menschen in den Tod und stürzte damit auch ebenso viele Familien ins Unglück. Jeder Tote hat zumindest Eltern. Die Opfer starben in Angst und unter Schmerzen: erschossen, verblutet, zerfetzt, vergast, erfroren, verhungert, vergewaltigt, verreckt.

Auf deutscher Seite starben etwa vier Millionen Soldaten sowie 1,65 Millionen Zivilisten. Dazu kommen etwa eine Millionen Deutsche, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Oft ungezählt blieben die Opfer der Bombardierung ganzer Städte sowie die lebenden und toten Opfer von Flucht und Vertreibung. (Zahlen laut Deutsches Historisches Museum in Berlin, 2012) Diese fast sieben Millionen Deutsche führte der Führer und sein real existierender Nationalsozialismus in Qualen, Untergang und Vernichtung.

Wer heute noch mit dem Nationalsozialismus sympathisiert, der muss sich an den Opfern messen lassen.

Meine deutsche Einheit

Ich war jung genug, um direkt von der Deutschen Einheit zu profitieren. Das war und ist nicht allen vergönnt. Ich weiß. 

Die Monate des Umbruchs der zum Aufbruch wurde, waren glückliche Monate für mich. Für andere nicht, das achte ich. Wer nicht mehr jung genug war, für den war es schwer, weil vermeintliche Sicherheit wegbrach. 

Ich war jung genug und durfte in Göttingen, im Westen, meinen Traum studieren: Geschichte und Völkerkunde. Und ich durfte und konnte mit fuffzig nochmal studieren, Archivwissenschaft in Potsdam. So wurde ich Magister und Master.

Nach meiner DDR-Erfahrung der staatlichen Zuteilung von Studienplätzen, war das großartig. Dadurch habe ich aber auch schon in der DDR studiert und genoss das damalige Studentenleben in Weimar. In drei vier Monaten 1990 explodierte die schöne und gesellige Kreativität in der Goethe-Schiller-Stadt. 

Aber was war das für ein Paradies für mich: Die Universitätsbibliothek in Göttingen: So viele Bücher, vollgestopft mit Wissen. Ich fühlte mich wie eine Maus in der nächtlichen Käserei. Und die Oberräte und Professoren erzählten mir so viel über Geschichte. Gut, einige waren als Redner nicht auszuhalten. Aber die überaus meisten machten mich bekannt mit Dingen, die ich wissen wollte. Die saugte ich ein.

Und ich konnte nach Nord- und Mittelamerika reisen, mit Rucksack  durch Guatemala. Und ich bin dankbar, mit Andalusien und Frankreich wirklich verbunden sein zu dürfen. Ich erreichte kurz nach der Wende per Fahrrad das Mittelmeer in Saintes-Maries-de-la-Mer, das prägt mich bis heute. Tief, profund y/i/et profundo. Ich war und bin so oft in Südfrankreich, Leute in meine Heimat vermuten, ich hätte Kinder dort.

Ich bin dankbar, in Amerika, Westdeutschland und Westberlin, Frankreich und Katalonien sehr gute Freundinnen und Freunde gefunden zu haben. Die ich auch besuchen darf, wann ich will und kann und Urlaub habe. Ich fühle mich heimisch in Göttingen, München, Berlin. Meine Lebenswurzeln pulsieren aber in der Vogtei, Mühlhausen und im Hainich. Ich bin Thüringer. Punkt.

Ich danke glücklich meine Freunde und besten Bekannten, die ich finden durfte, überall. Ich danke Euch. 

Und ich bin froh, ein Ossi zu sein, beide Systeme erlebt zu haben. Und immer Thüringer geblieben zu sein. Hier wurzele ich tief und tiefer. Seelische Nahrung finde ich aber auch in Süd- und Mittelfrankreich und Andalusien. 

Und ich darf beruflich in die Geschichte eintauchen als Historiker und als Archivar Entscheidungen fällen, die die nächsten Jahrhunderte betreffen. Ich bin Archivar. Ich bestimme, was bleibt. So wie Archivare vor mir schon Archive füllten. 

Seit neun Jahren fotografiere ich Vogteier Rechnungsgesellschaften

Die Rechnungsgesellschaft Oberdorla 2016 von mir fotografiert.
Die Rechnungsgesellschaft Oberdorla 2016 von mir fotografiert.

Die Rechnungsgesellschaften der Vogtei Kirmes 2025 von mir fotografiert, von oben Oberdorla, Langula und Niederdorla.
Die Rechnungsgesellschaften der Vogtei Kirmes 2025 von mir fotografiert, von oben Oberdorla, Langula und Niederdorla.

Seit neun Jahren fotografiere ich Rechnungsgesellschaften der Vogtei. In der Rechnungsgesellschaft feiert die Jugend eines Dorfes auf gemeinsame Rechnung Pfingsten und Kirmes. So in den Dörfern der Vogtei Langula, Niederdorla und Oberdorla. Was Pfingsten und Kirmes passiert, wird kurz Rechnung genannt.

Vor neun Jahren wurde ich gebeten, die Rechnung in Oberdorla zu fotografieren, an deren Kirmessonntag. Ich fotografierte den Tanz auf dem Anger und den Zug um den Anger. Ich machte viele Fotos von großen und kleinen Gruppen.

Später sah mein Cousin die Aufnahmen. Er war viele Jahre lang nicht in der Vogtei. Er sah die Fotos. Erinnerte sich an seine Jugend und meinte: Es gibt viele schöne Frauen in Oberdorla.

Nach dem besagten Kirmessonntag fuhr ich nach Niederdorla. Ich bin ein Niederdorlaer Vogteier.

In Niederdorla wurde ich gefragt, ob ich die Rechnungsgesellschaft mal fotografieren könne. Gern. Wir überlegten den Ort der Aufnahme und fanden die Treppe vor der Schenke.

Seit neun Jahren fotografiere ich dort die Rechnungsgesellschaft Niederdorla. Ich trat ein in deren Verein. Und trage stolz unser T-Shirt und die Jacke.

Die schönen Fotos meiner Niederdorlaer Rechnungsgesellschaft macht ein toller Fotograf aus Oberdorla. Er arrangiert als Profi.

Ich möchte Lebendigkeit einfangen und bewahren. Ich arrangiere nicht. So steht zusammen, wer mag. Dadurch wird der Geist der jeweiligen Rechnung sichtbar und erhalten. So bleibt erhalten, was durch Arrangieren verloren geht.

Jeder ist ein eigener Mensch. Uns unterscheidet, was wir keinem erzählen. Das wird aber sichtbar. Ich möchte die einzelnen Menschen in der Gruppe zeigen. Die einzigartigen Steinchen im Mosaik leuchten lassen. Die Gruppe der Rechnung findet sich. Nach neun Jahren durfte ich nun alle drei Rechnungsgesellschaften fotografieren.

Die drei Fotos zeigen die drei Aspekte der Rechnung:
Die Oberdorlaer zeigen das ausgelassene Feiern. Den Vogteier Willen zum Feiern bestätigte schon vor 751 Jahren eine Urkunde.

Die Langulaer zeigen die Verbindung von Jugend und Tradition. Kamerten und Eveliese sind dabei. Sie tragen alte Vogteier Tracht.

Kamerten und Eveliese sind zwei Vogteier Symbole. Sie stehen für Zwist und Anziehung zwischen Mann und Frau.

In ihrem Dialog erzählt das Pärchen lustige Ereignisse aus dem vergangenen Jahr. Kamerten schießt männliche Pointen, Eveliese sticht mit spitzer Zunge. Mancher wird getroffen.
Lustige und skurrile Ereignisse im Dorf kommen in die Kirmes-Predigt. Kamerten und Eveliese bleiben durch ihre Darsteller ohne Alter. In Langula heißt Eveliese Katterliese. 

Weil immer die aktuelle Jugend Rechnung feiert, bleibt die Rechnung ewig jung. Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Die Niederdorlaer stellen auf dem Foto die Festlichkeit dar: Mädchen und junge Frauen tragen schönste Kleider. Burschen tragen feinen Zwirn. Kirmes ist auch ein festliches Fest.

Und seit mindestens 751 Jahren knurren die jeweils Alten, die Jugend mache das nicht und dies nicht. Natürlich nicht, sie leben eben die Wildheit der Jugend. Sie sind lebendig.

Zu Pfingsten und zu Kirmes bleiben Jahrhunderte immer wieder jung und eben lebendig. Ein grüner lebender Baum wurzelt in der Vergangenheit, wächst in der Gegenwart und stebt der Zukunft zu.

Die Antwort, warum ich seit 9 Jahren die Rechnungsgesellschaften fotografiere: Weil's Rock'n'Roll ist.