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„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Dienstag, 15. Oktober 2024

Germanen schrieben römische Geschichte

Germanen machten die Römer zu Herrschern der Welt

Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus wanderten die germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen über Gallien nach Norditalien ein. Eine Sturmflut hatte ihre Heimat verwüstet.

Diese Völker hatten nichts zu verlieren, suchten eine neue Heimat und waren auf Beute aus. Sie trafen auf die römische Republik. Etwa 300.000 Menschen waren unterwegs, wohin ihr Orakel sie führte.

Die Römer staunten über die Barbaren aus dem Norden. An der Spitze der römischen Republik standen zwei Konsuln. Die waren arrogant, ehrgeizig und konnten sich gegenseitig nicht leiden. Jeder wollte allein die Barbaren besiegen. Und verlor. Ihre Legionen verschwanden im Blut.

Beide römische Heere wurden einzeln vernichtet von den Kimbern und Teutonen. Über 80.000 römische Legionäre fielen in zwei Schlachten. Dazu kamen 40.000 Tote vom Tross der Römer.

Rom geriet in Panik. 

Das damalige römische Heer bestand aus wehrpflichtigen Bauern und Kleinbürgern, die sechs Jahre dienen mussten. Die hatten wenig Chancen gegen germanischen Stammeskrieger, deren Lebensziel es war, so tapfer wie möglich im Kampf zu fallen, damit die Walküren sie zur ewigen Party holten ins Walhalla. Feiglinge und Schwache waren nicht willkommen im Leben und im Tode. Behinderte genossen allerdings gewissen göttlichen Schutz.

Die schlimme Niederlage gegen die Kimbern und Teutonen ließ die Römer ihr Heereswesen reformieren. Der Politiker und General Marius schuf ein Berufsheer. Die Legionäre konnten als Berufssoldaten intensiver und länger trainiert und diszipliniert werden. Der Dienst in der Legion dauerte 20 Jahre. Legionäre wurden Profi-Kampfmaschinen. Außerdem bot die Legion der römischen Unterschicht viele Möglichkeiten, sozial aufzusteigen. Legionäre konnten Offiziere werden. Zivil war das nicht möglich. 

Gegen solche Legionäre und Offiziere hatten die Germanen und andere Stammeskrieger keine Chance mehr, einige hundert Jahre lang.

Nur ähnlich organisierte Staaten hatten eine Chance gegen Rom. Die Staaten der Reitervölker Asiens lehrten die Römer das Fürchten.

Aber zurück: Die Römer vernichteten im 2. Jahrhundert vor Christus die Kimbern und Teutonen, beide Völker verschwanden aus der Geschichte. Nur deren Name blieb, als Schimpfwort für grobe Deutsche. Und als Schreckgespenst für römische Politiker und Kinder.

Rom wurde Weltmacht. Rom wurde DAS IMPERIUM.

Das Imperium romanum wurde Legende und Vorbild für andere Imperien. Bis die Zeit des Römischen Reiches vorbei war. Oft kopiert, nie erreicht. Aber wieder waren es Germanen, die die römische Geschichte änderten. Schöne Grüße an Arminius, Odoaker, Alarich und Godegiesel. 

Allerdings begann mit der Heeresreform des Marius eine Entwicklung, die auch zum Untergang der römischen Republik führen sollte und letztlich auch des römischen Kaiserreichs:

Die obersten Heerführer wurden für die Legionäre und Reservisten wichtiger als die zivilen Führer. Marius selbst wurde nach seiner Heeresreform gleich mal Diktator. Weil's so schön war zu befehlen. 

Und weltgeschichtlich: Weil das Heer eher von Caesar als Führer begeistert war als vom Senat, konnte Caesar den Senat entmachten. Später gab es sogar Soldatenkaiser, vom Heer gewählte Herrscher. 

Der Politiker bekam politische Macht, der sich militärisch durchsetzte. Das zog sich von nun an durch die europäische Geschichte und verwandte Kulturen. 

Der chinesische Diktator Mao brachte es zweitausend Jahre später auf den Punkt: Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen. 

Erst Jahrhunderte nach den Römern setzte sich Politik und Demokratie gegen das Militär durch, aber noch lange nicht überall. Und Diktatoren werden gern mal verherrlicht. 

Montag, 9. September 2024

Durlo


Das Wort im Bild heißt DURLOUM und steht in der Urkunde von 1274 über die Ersterwähnung der  Vogteier Kirmes. 

Durlo[um] - so wurde Dorla geschrieben vor 750 Jahren. Das "um" ist eine grammatikalische Endung. Die Endung "-um" wurde hier abgekürzt, der Strich über dem Ende des Wortes ist das Zeichen für die Kürzung.

Langula und Niederdorla gab es natürlich auch schon. Neben dem erwähnten Oberdorla.

Es gab für alle drei Dörfer nur eine Kirche, deren Weihe-Jubiläum gefeiert wurde. Das jährliche Jubiläum der Kirchweihe heißt Kirmes. Es war die Kirche des Stiftes in Oberdorla.

Ein Stift ist eine Art Kloster. Statt Mönche lebten Chorherren in der Anlage. Sie sahen aus wie Mönche. Chorherren konnten das Stift verlassen, Mönche ihr Kloster nicht.

In der "Kirmes-Urkunde" von 1274 ist Dorla erwähnt, weil das Stift dort stand. Damals hieß es DurlO. Man erkennt deutlich das U und das O.

Der Name des Dorfes wurde in Latein geschrieben, also latinisiert. Latein war die Sprache der kirchlichen Verwaltung. Schreiben war damals anstrengend, auch weil die Hand nicht aufgestützt wurde.  Das war extrem körperlich anstrengend. Deshalb wurden viele Wörter abgekürzt. 

Das im Mittelalter geschriebene Latein war nicht mehr genau das der alten Römer. Deren klassische Sprache wurde im Mittelalter zu Mittellatein. Man merkt, die Schreiber sprachen eigentlich Deutsch. Und konstruierten ihre Texte in Mittellatein. Ähnlich wie the yellow from the egg.

Donnerstag, 1. August 2024

Von Göttern und Menschen, Schamanen und Priestern

Im Anfang war das Numinose, das, was niemand erklären kann.

Aus den jeweiligen Versuchen, das Numinose zu erklären, entwickelten sich die Religionen, parallel zur Entwicklung der Menschheit. 

Am Anfang: Jede Pflanze, jedes Tier, alle Dinge und jede Erscheinungen der Natur hatten einen eigenen individuellen Geist. Das erklärte vieles. Diese Geister waren Ansprechpartner der Schamanen. 

Dann bildeten Menschen Kategorien: So hatten nun alle Tiere einen Geist, alle Pflanzen, jede gleiche Naturerscheinung hatte jeweils einen gemeinsamen Geist. Diese Geister bekamen Eigennamen: Das waren die ersten Götter.

Die Götter wurden Ansprechpartner für die Lenkung des Universums. Durch Gebet und Opfer konnten die Götter beeinflusst werden. So wie Häuptlinge und Könige und deren Minister beeinflusst werden konnten durch Bitten, durch Gebühren, Abgaben und Dienste.

Bald gab es viele Götter, in Hierarchien nach Aufgaben geordnet. Von oben nach unten. Vom Obersten zum Untersten.

Schamanen werden von den Geistern selbst berufen. Manche Menschen wollten das gar nicht. Aber sie folgten ihren Träumen und Visionen und wurden Schamanen. Starb ein Schamanen, wählten die Geister selbst seinen Nachfolger. 

Priester können ausgebildet werden. Schamanen nicht. Die sind berufen oder nicht.

Beide Amtsträger sind Vermittler des Willens der Geister und Götter. Solange das geglaubt wird.

Schamanen wurden von den Geistern berufen und übernahmen von ihren Vorgängern, was sie von denen wussten. Priester konnten bewusst Schüler wählen und diese ausbilden. Als Schamanen ihre Schüler wählten wurden sie zu Priestern. 

Es gibt Mischformen, so müssen die Anwärter auf ein Priester-Amt in vielen Kulturen noch durch eine Vision berufen werden. Diese Visionen können durch Rituale und Drogen erzeugt werden. 

Natürlich gab es immer schon auch Schamaninnen und Priesterinnen.

Die Israeliten erfanden den unsichtbaren Gott. Damit war für Juden, Christen und Muslime das Höchste erreicht. Den unsichtbare höchsten Gott hatten auch schon die alten Ägypter in der Anbetung von Aton, der Sonne. Allerdings verschwand dieser Kult. Die alte Vielzahl der Götter übernahm wieder die Macht, bis Mose vor dem Pharaon erschien. Aber das ist eine andere Geschichte. 

Statuen können gestürzt werden. Alle können sehen: Statuen sind Menschenwerk.

Wenn im Alten Orient ein Stadtstaat den anderen besiegte, wurde oft der Gott der Besiegten, in Form seiner Statue, gedemütigt und als Geisel genommen. Damit war der Sieg komplett. Der besiegte König und sein besiegter Gott wurden hingerichtet. Ein unsichtbarer Gott ohne Bildnis war unbesiegbar. 

Ein unsichtbarer, namenloser Gott entzieht sich der Erkenntnis und dem Zugriff der Menschen. Er ist zugleich individuell und universal. So kann "Gott" durch Theologie erforscht werden, als Handelnder oder als Idee oder als System, je nach dem. 

So bekam alles Sinn und hatte seine Ordnung.

Dass der Name Gottes nicht genannt werden darf, war wichtig. Über ihren Namen können Geister und Götter beschworen werden. Jahwe ist eine Umschreibung. Adams erste Frau hieß Lilith. Sie wusste den wahren Namen Gottes. Sie nannte Gott bei seinem Namen und er musste ihr Wünsche erfüllen. So wünschte sie sich Flügel, bekam diese und flog auf und davon. Für die Israeliten wurde Lilith somit zum Dämon. Eva erfuhr nie den Namen Gottes. Selbst der Teufel verriet ihn ihr nicht. Er gab ihr einen Apfel. Und so weiter. 

Die Götter und die Trickster

Goethe setzte dem Trickster ein literarisches Denkmal in seinem Dramen Faust eins und zwei:

Doktor Faust: „Nun gut, wer bist du denn?“ Mephistopheles: „Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“
_Goethe, Faust, 1. Teil

Damit es den Göttern nicht zu gut geht, gibt es die Trickster.

Trickster sind die Störer und Durcheinanderbringer. Gewinner und Verlierer zugleich, unsterblich und immer außen stehend. Außerhalb des Systems.

Die Schelme und Kasper, die alles durcheinander bringen: Böse und Gut vermischen, Böse und Gut voneinander abhängig machen. Trickster tun Böses, erschaffen Gutes. Oder wollen Gutes, aber es geht schief.

Die Griechen kannten Hermes, Pan, Prometheus, die Germanen fürchteten Lokis Machenschaften, die Christen lachen über den betrogenen Teufel der Märchen, Goethe erfand Mephisto.

Die Chinesen haben den Affenkönig, die Japaner Susanoo. 

Manche Trickster sind Tiere. Bei vielen Indianer-Kulturen trickst der Rabe. In Westafrika gibt es Trickster in Form vieler verschiedenener Tiere. 

Mächtige Schelme wie Loki, Till Eulenspiegel, Hans Wurst, Hodscha Nasredin, Kasper und Clown haben Brüder auf der ganzen Welt, in allen Kulturen, zu allen Zeiten: des Chaos wunderliche Söhne.

In vielen Kulturen sind Trickster sogenannte Kultur-Heroen. Also Kultur-Bringer. Was bedeutet das?

Das System der Götter glich dem System der Menschen. Oben wirkte der Haupt-Gott wie ein König. Er teilte seine Verantwortlichkeiten auf untere Götter auf, die waren oft seine Geschwister und Kinder. Was die Götter von den Menschen wollten, vermitteln die Priester. 

In diesem System hatten auch die Menschen ihren Platz. Ganz unten. Alles war fest geregelt. 

Wie sollte es da Fortschritt geben und Entwicklung? Und welche Möglichkeiten hatten die Menschen?

Die Trickster halfen. Trickster standen außerhalb des Systems. Sie hatten wenig Macht, konnten aber stören. Trickster stahlen den Göttern zum Beispiel das Feuer oder die Geheimnisse der Landwirtschaft. Dieses Wissen gaben die Trickster weiter an die Menschen. Wohl wissend, je mehr die Menschen wissen und können, um so mehr schwindet die Macht der Götter. Das System ist gestört. Oft bestrafen die Götter die Trickster grausam. Aber das Feuer und anderes blieb in der Welt der Menschen. 

Die Menschen erlebten immer wieder die Störungen im System: Das Wetter spielt nicht mit. Der Priester bekommt in der Zeremonie einen Schluckauf. Der König stolpert. Das machten die Trickster. 

Trickster stören das System, manche erschufen auch die Welt, ohne Absicht, das zu tun. Das erklärt vieles.

Brei-Kultur gegen Brot-Kultur

Vor 65 Jahren ging Bertholt Brecht zu Goethe, Schiller und ähnlichen Größen nach Arkadien. 

Brecht hinterließ uns Gedichte und Dramen ohne Schnörkel und Verzierung mit wesentlichen Worten. Die immer wie getrommelt scheinen. 

Und Brecht hatte keine Scheu, sich zu verneigen. Auch vor den Größten, die aber als Mensch groß sein mussten, nicht als Herrscher. 

Brecht verneigt sich vor dem weisen Laotse und vor dem Zöllner und dem Kinde. Und wahrscheinlich vor dem Ochsen auch, denn der trägt, lässt sich aber Zeit, die er braucht. Und ist somit langsam der Schnellste der Unsterblichen. 

Bertolt Brecht:

Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration

Als er 70 war und war gebrechlich
drängte es den Lehrer doch nach Ruh
denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.
Und er gürtete den Schuh.

Und er packte ein, was er so brauchte:
Wenig. Doch es wurde dies und das.
So die Pfeife, die er immer abends rauchte
und das Büchlein, das er immer las.
Weißbrot nach dem Augenmaß.

Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es
als er ins Gebirge den Weg einschlug.
Und sein Ochse freute sich des frischen Grases
kauend, während er den Alten trug.
Denn dem ging es schnell genug.

Doch am vierten Tag im Felsgesteine
hat ein Zöllner ihnen den Weg verwehrt:
„Kostbarkeiten zu verzollen?“ - „Keine.“
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.“
Und so war auch das erklärt.

Doch der Mann in einer heitren Regung
fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?“
Sprach der Knabe: „Dass das weiche Wasser in Bewegung
mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.“

Dass er nicht das letzte Tageslicht verlöre
trieb der Knabe nun den Ochsen an
und die drei verschwanden schon um eine schwarze Föhre
da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann
und er schrie: „He, du! Halt an!

Was ist das mit dem Wasser, Alter?“
Hielt der Alte: „Interessiert es dich?“
Sprach der Mann: „Ich bin nur Zollverwalter
doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich.
Wenn du's weißt, dann sprich!

Schreib's mir auf! Diktier es diesem Kinde!
Sowas nimmt man doch nicht mit sich fort.
Da gibt's doch Papier bei uns und Tinte
und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort.
Nun, ist das ein Wort?“

Über seine Schulter sah der Alte
auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh.
Und die Stirne eine einzige Falte.
Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu.
Und er murmelte: „Auch du?“

Eine höfliche Bitte abzuschlagen
war der Alte, wie es schien, zu alt.
Denn er sagte laut: „Die etwas fragen
die verdienen Antwort.“ Sprach der Knabe: „Es wird auch schon kalt.“
„Gut, ein kleiner Aufenthalt.“

Und von seinem Ochsen stieg der Weise
7 Tage schrieben sie zu zweit
und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise
mit den Schmugglern in der ganzen Zeit)
Und dann war's soweit.

Und dem Zöllner händigte der Knabe
eines Morgens 81 Sprüche ein.
Und mit Dank für eine kleine Reisegabe
bogen sie um jene Föhre ins Gestein.
Sagt jetzt: kann man höflicher sein?

Aber rühmen wir nicht nur den Weisen
dessen Name auf dem Buche prangt!
Denn man muss dem Weisen seine Weisheit erst entreißen.
Darum sei der Zöllner auch bedankt:
Er hat sie ihm abverlangt.



Dienstag, 30. Juli 2024

Großartige Germanische Götterwelt

Seit ich mich intensiv beschäftigt habe mit der Götterwelt der Germanen und darüber nachdenke, achte ich diese geisistige Leistung dieser Menschen immer höher.

1. Die Germanen achteten die Naturgewalten. Die sahen und spürten sie direkt: Regen, Meer, Fluten, Wind, Sturm und Felsen. Verantwortlich waren Riesen und Ungeheuer.

2. Die Germanen hofften, gegen die Naturgewalten stehen ihnen höhere Wesen bei. Das waren die rätselhaften Wanen: Die waren Verantwortlich für die friedliche Natur und die positive Fülle, die die Natur schenkt, die Früchte des Meeres, die Sonne, der Mond, die Schätze der Felder und des Waldes. 

3. Allerdings waren für die Germanen die Wasen irgendwie nicht fassbar. Sie konnten sich viele Zusammenhänge in der Natur nicht erklären. Und fragten sich, warum die Wanen manchmal eine gute Ernte schickten und manchmal nicht.

4. Deshalb erfanden die Germanen die Asen-Götter. Die waren fassbar. Die stritten sich, heckten Intrigen aus, liebten, hassten, benahmen sich sehr, äh, menschlich. So tratschten die Menschen über die Asen, wie über ihre gesellschaftliche Oberschicht. 

5. Aus ihrer Zeit als Jäger und Sammler behielten die Germanen ihren Trickster. Das war und blieb Loki. Der alles störte und der das Chaos liebte und dem Chaos diente. Der immer das Böse wollte und damit doch das Gute schuf. Loki stand neben und damit über Riesen, Wanen und Asen. 

6. Und trotz aller Macht ihrer Götter: Die Germanen wussten, niemand ist mächtiger als die Natur. Der höchste Berg, der gewaltigste Baum, der mächtigste Herrscher sind machtlos und klein vor der Zeit. So dachten die Germanen ihre Götter endlich. In der Götterdämmerung finden die Götter ihr Ende. Die Welt geht unter. Und doch liegt im Untergang der Samen des Neubeginns. Ein winziger Samen lässt den Baum auferstehen. Alles wird neu, der Frühling eröffnet den neuen Reigen. Alles beginnt von vorn.

http://xblau.blogspot.com/2024/07/riesen-wanen-asen-und-co.html

Samstag, 27. Juli 2024

Riesen, Wanen, Asen und Co

Es ist frommer und ehrfurchtsvoller, der Götter Walten zu glauben, als zu wissen. Tacitus Germania Kapitel 34
Grafik Michael Zeng

Die Germanen glaubten kompliziert.

Die Götterwelt der Germanen wurde untersucht von der Religionswissenschaft, der Sprachwissenschaft, Märchenforschern, von Historikern und Archäologen. Für den folgenden Text habe ich Erkenntnisse und beforschte Theorien zusammengefasst. Und schrieb auf meine Art. Auf Quellen und Literaturangaben habe ich verzichtet, könnte die aber nachreichen.

Vor allem erkunden Menschen die germanische Götterwelt, die immer wieder erzählen aus und über die germanische Götterwelt. Von diesen Menschen bekam viele Anregungen. Dankeschön. 

Zuerst herrschten Riesen und Ungeheuer über die Erde und über die Naturgewalten.

Wahrscheinlich sind Naturgewalten sowie Berge, Flüsse, Seen, Fluten in Riesen und Ungeheuern personifiziert. Die Riesen und Ungeheuer konnten zerstören. Und taten das auch. 
Der älteste Altar am Opfermoor in der heutigen Gemeinde Vogtei wurde im 6.Jahrhundert vor Christus errichtet. Es wurden Feldfrüchte geopfert, vielleicht den Wanen-Göttern. Foto: Michael Zeng
Der älteste Altar am Opfermoor in der heutigen Gemeinde Vogtei wurde im 6.Jahrhundert vor Christus errichtet. Es wurden Feldfrüchte geopfert, vielleicht den Wanen-Göttern. Foto: Michael Zeng


Als Gegengewicht zu den Riesen und Ungeheuern entstanden die Wanen-Götter. Sie herrschten über Meer und Land, über Flora und Fauna und ähnliches. 

Die Riesen und Ungeheuer verkörpern die Gewaltsame der Natur, die Wanen das Schöne und Wohlmeinende der Natur wie Fruchtbarkeit 
Njörõr herrschte über das Meer, Freyr über Sonne, Mond und Sterne, seine Frau Freyja über die Fruchtbarkeit.

Gullveig herrschte über die Magie der Runen und Kvasir wusste alles. Er war der Gott des Wissens.

Die Wanen leben ewig, sind weise und gerecht. Aber sie können getötet werden. 

Die Wanen sind edel, hilfreich und gut. Aber nicht kriegerisch. Die Riesen und Ungeheuer mussten heldenhaft bekämpft werden. 

Für das Heldenhafte waren die Asen zuständig. Nach den rätselhaften und nicht fassbaren Wasen traten nun handfeste Götter auf die Bühne:

Wir kennen und verstehen Odin, Thor, Loki, Tyr. Der Chef war Odin, seine Frau Frigga galt als Muttergöttin. Thor war der große Heldenhafte. Teiwaz, oder Tyr war erst der Chef-Jurist und wurde Kriegsminister als die Römer kamen. Der Gott ohne Geschäftsbereich war Ermunaz, der große Universale.
Die jüngeren Kultanlagen am Opfermoor in der heutigen Gemeinde Vogtei sind errichtet aus Weidengeflecht und Rasenplatten. Außerdem befinden sich innerhalb des Kreises abstrakte Idole aus natürlichen Ästen oder in Form von Brettern. Vielleicht stellten die Asen-Götter dar. Foto: Michael Zeng
Die jüngeren Kultanlagen am Opfermoor in der heutigen Gemeinde Vogtei sind errichtet aus Weidengeflecht und Rasenplatten. Außerdem befinden sich innerhalb des Kreises abstrakte Idole aus natürlichen Ästen oder in Form von Brettern. Vielleicht stellten die Asen-Götter dar. Foto: Michael Zeng

Die Asen wohnten in Asgard, wahrscheinlich eine große Burg oder Siedlung im alt-germanischen Sinne.

Loki war wahrscheinlich älter als die Asen. Loki war ein Trickster. Den gibt es in allen ursprünglichen Kulturen. Er will stets das Böse und schafft doch Gutes. So gab es Trickster, die die Sonne, äh, ausschieden. 

Es gab viele Asen, für alle möglichen Zuständigkeiten. Asen waren sterblich. Nur die Äpfel der Iduna machten sie unsterblich. Allerdings werden die Asen in der Endzeit ausgerottet. Wir sprechen von der Götterdämmerung. Riesen und Ungeheuer siegen am Schluss und der Kreislauf beginnt von vorn.

Schon vor dem Weltuntergang lehnten sich die Asen gegen die Wanen auf. Unter einem Vorwand kam es zum Wanenkrieg. Die Wanen gewannen. So wie die Natur auf Dauer immer gewinnt. Es gab einen Friedensvertrag. Wanen und Asen stellten gegenseitig Geiseln, die aber jeweils gleichberechtigt behandelt wurden. Das Stellen von Geiseln kennen wir von Arminius. 

Die Gegner der Götter blieben Riesen und Ungeheuer. Wobei es auch Riesen gab, die von den Asen und Wanen als fast gleichberechtigt geachtet wurden.

Bemerkenswert ist: Die Riesen, Ungeheuer und Wanen personifizieren Natur-Elemente. Die Asen ethische Begriffe wie Macht, Klugheit, List, Heldentum, Kriegskunst, Liebe, Gerechtigkeit. 

Riesen, Ungeheuer, Wanen, Asen bevölkerten also die germanische Götterwelt. Dazu kamen Elfen, Zwerge, Gnome, Trolle und einzelne Figuren der Mythologie. 

Und abends, an den Lagerfeuern im Wohnstallhaus, da erzählten sich die Germanen Geschichten über alle.

Woher kamen Wanen und Asen? Die Wanen könnten alte Götter von Bauernkulturen sein, die Asen Götter einer indo-germanischen Nomadenkultur. Beide Kulturen vereinigten sich und ließen auch ihre Götter sich zusammentun.

Wir kennen Götter-Hierarchien auch von anderen Kulturen: Ägyptern, Griechen, Römern, Hindus, Mayas und Azteken.

Es spricht viel dafür, dass die Kultur mit Wanen-Göttern und die Kultur mit Asen-Göttern nördlich des Schwarzen Meeres aufeinander trafen. Die Wanen-Anbeter waren schon dort, die Asen-Gläubigen kamen dazu. 

Vielleicht waren die Riesen und Ungeheuer Gottheiten von noch älteren Jägern und Sammlern. Aus dieser Zeit könnte auch Loki stammen. Trickster sind bekannt aus Sibirien und Nordamerika. Loki passt ja weder zu den Wanen noch zu den Asen. Er nervt universal.

Was lernen wir?


Die Germanen waren in vorrömischer Zeit eine schriftlose Kultur. Mit Runen haben sie keine komplexen Berichte verfasst. Damit eine derart komplizierte Götterwelt geschaffen werden konnte, war ein reger mündlicher Austausch der Geschichten nötig. Es muss also ein Netzwerk bestanden haben, über das Mythologie ausgetauscht wurde, komplexer wurde und in dem Wissen erhalten blieb. Vielleicht geschah das auch erst, als die Geschichten über Götter und Co. tatsächlich aufgeschrieben wurden. Von Snorri Sturluson und Kollegen im Mittelalter auf Island in ihren Eddas.

Die Germanen spiegel in den Asen den Aufbau ihrer Gesellschaft, die Hierarchien ihrer Stämme. Oben gab es einen Häuptling oder König mit Gemahlin und Hofstaat und Ämtern. Und Höflinge mit Familien und unterschiedlichen Interessen. 

Von der Urzeit her bis ins Mittelalter und bis heute blieben Götter und über-irdische Wesen und Vorstellungen erhalten. Wie die Gesellschaft wurde auch die Götterwelt immer komplexer. 

Neben Geschichte und Archivwissenschaft habe ich ja auch Religions-Ethnologie studiert. Gern tauche ich ein alte Mythologie. 

Michael Zeng

Sonntag, 17. Dezember 2023

Schillers Odyssee

Unser Nationaldichter wurde zusammen mit vielen anderen Toten beerdigt in einem Gewölbe auf dem Jakobsfriedhof in Weimar. Die Särge wurden einfach reingestellt bis das Gewölbe vollgestopft war.

Als nur noch Skelette übrig waren, ließ der Weimarer Bürgermeister bei Nacht und Nebel alle verfügbaren Schädel bergen. Dann versuchte der Bürgermeister zusammen mit Schillers Sargtischler und dem Fertiger der Totenmaske in diesem Durcheinander Schillers Schädel zu finden.

Die beiden Experten konnten sich nicht entscheiden. Schließlich wählte der Bürgermeister den Totenschädel, der ihm am edelsten erschien und am größten war.

Nun entbrannte ein Streit, ob Schillers Schädel nun beerdigt werden sollte oder in einem Kasten in der öffentlichen Bibliothek aufbewahrt werden müsse.

Nur Goethe bekam den Schlüssel zum Kasten mit dem Schädel. Der Dichterfürst nahm den Kasten mit nach Hause um... um mindestens ein Gedicht zu schreiben im Angesicht des Schädels seines Freundes. 

Schließlich wurde "Schiller" doch beerdigt. Er liegt neben Goethe in der berühmten Gruft. Im zweiten Weltkrieg wurden beide Skelette ausgelagert und nach dem Krieg wieder zurück gebracht. 

Eine DNA-Analyse von 2008 belegte: Weder Schädel noch Skelett in der Gruft stammen von Schiller.

Mittwoch, 13. Dezember 2023

STARKE FRAUEN, Teil 8: JOHANNE D'ARC

JOHANNE D'ARC heißt im deutschen Sprachraum Johanna von Orleans. 
Der hundertjährige Krieg tobte zwischen Frankreich und England von 1337 bis 1453. Die Engländer wollen ihren Besitz behalten im Norden und Westen des heutigen Frankreich. Nachdem Wilhelm der Eroberer von Frankreich aus England erobert hatte, bliebe er und seine Nachfolger auf dem Festland weiter die Herzöge der Normandie. Allerdings gehörte zum Herzogtum auch der gesamte Westen des heutigen Frankreichs. 

Die Franzosen wollen die Engländer vertreiben von ihrem Festland. Hundert Jahre lang gelingt keiner Seite die endgültige Entscheidung.
 
Ein schwacher französischer König, Karl VII., mochte oder konnte nicht führen. 

Da erscheint ein Bauernmädchen: Johanne D'Arc führt die Franzosen in Kämpfe und Schlachten. Die Franzosen fassen Mut und Selbstvertrauen. Keiner will dem Mädchen nachstehen. Ein Teil ihres Mythos: Sie ist Jungfrau.

Die Burgunder sind mit den Engländern verbündet. Burgund liegt im Südosten des heutigen Frankreich. Mit List und Verrat kidnappen die Burgunder Johanna.

Von den Engländern wird Johanne 1431 vergewaltigt und verbrannt. Sie wurde 19 Jahre alt. Die Vergewaltigung diente auch dazu, ihre Aura als "Jungfrau von Orleans" zu brechen. Bis heute wirkt das Gerücht, eine andere Frau ging für Johanna in den Feuertod. 

Im Bild die Unterschrift von Johanna. Quelle: Wikipedia