Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus wanderten die germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen über Gallien nach Norditalien ein. Eine Sturmflut hatte ihre Heimat verwüstet.
Diese Völker hatten nichts zu verlieren, suchten eine neue Heimat und waren auf Beute aus. Sie trafen auf die römische Republik. Etwa 300.000 Menschen waren unterwegs, wohin ihr Orakel sie führte.
Die Römer staunten über die Barbaren aus dem Norden. An der Spitze der römischen Republik standen zwei Konsuln. Die waren arrogant, ehrgeizig und konnten sich gegenseitig nicht leiden. Jeder wollte allein die Barbaren besiegen. Und verlor. Ihre Legionen verschwanden im Blut.
Beide römische Heere wurden einzeln vernichtet von den Kimbern und Teutonen. Über 80.000 römische Legionäre fielen in zwei Schlachten. Dazu kamen 40.000 Tote vom Tross der Römer.
Rom geriet in Panik.
Das damalige römische Heer bestand aus wehrpflichtigen Bauern und Kleinbürgern, die sechs Jahre dienen mussten. Die hatten wenig Chancen gegen germanischen Stammeskrieger, deren Lebensziel es war, so tapfer wie möglich im Kampf zu fallen, damit die Walküren sie zur ewigen Party holten ins Walhalla. Feiglinge und Schwache waren nicht willkommen im Leben und im Tode. Behinderte genossen allerdings gewissen göttlichen Schutz.
Die schlimme Niederlage gegen die Kimbern und Teutonen ließ die Römer ihr Heereswesen reformieren. Der Politiker und General Marius schuf ein Berufsheer. Die Legionäre konnten als Berufssoldaten intensiver und länger trainiert und diszipliniert werden. Der Dienst in der Legion dauerte 20 Jahre. Legionäre wurden Profi-Kampfmaschinen. Außerdem bot die Legion der römischen Unterschicht viele Möglichkeiten, sozial aufzusteigen. Legionäre konnten Offiziere werden. Zivil war das nicht möglich.
Gegen solche Legionäre und Offiziere hatten die Germanen und andere Stammeskrieger keine Chance mehr, einige hundert Jahre lang.
Nur ähnlich organisierte Staaten hatten eine Chance gegen Rom. Die Staaten der Reitervölker Asiens lehrten die Römer das Fürchten.
Aber zurück: Die Römer vernichteten im 2. Jahrhundert vor Christus die Kimbern und Teutonen, beide Völker verschwanden aus der Geschichte. Nur deren Name blieb, als Schimpfwort für grobe Deutsche. Und als Schreckgespenst für römische Politiker und Kinder.
Rom wurde Weltmacht. Rom wurde DAS IMPERIUM.
Das Imperium romanum wurde Legende und Vorbild für andere Imperien. Bis die Zeit des Römischen Reiches vorbei war. Oft kopiert, nie erreicht. Aber wieder waren es Germanen, die die römische Geschichte änderten. Schöne Grüße an Arminius, Odoaker, Alarich und Godegiesel.
Allerdings begann mit der Heeresreform des Marius eine Entwicklung, die auch zum Untergang der römischen Republik führen sollte und letztlich auch des römischen Kaiserreichs:
Die obersten Heerführer wurden für die Legionäre und Reservisten wichtiger als die zivilen Führer. Marius selbst wurde nach seiner Heeresreform gleich mal Diktator. Weil's so schön war zu befehlen.
Und weltgeschichtlich: Weil das Heer eher von Caesar als Führer begeistert war als vom Senat, konnte Caesar den Senat entmachten. Später gab es sogar Soldatenkaiser, vom Heer gewählte Herrscher.
Der Politiker bekam politische Macht, der sich militärisch durchsetzte. Das zog sich von nun an durch die europäische Geschichte und verwandte Kulturen.
Der chinesische Diktator Mao brachte es zweitausend Jahre später auf den Punkt: Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen.
Erst Jahrhunderte nach den Römern setzte sich Politik und Demokratie gegen das Militär durch, aber noch lange nicht überall. Und Diktatoren werden gern mal verherrlicht.