„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Vom Herrschen zum Regieren

REGIEREN als Erfindung der Schreiber

An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurde das Wort "regieren" erfunden.

Langsam setzte sich durch, auf Deutsch zu schreiben, statt in Latein zu fabulieren. Schreiber überlegten sich, wie lateinische Begriffe wohl am besten zu verdeutschen seien.

Wenn Schreiber Worte suchen,  möchten sie damit auch ihre Wünsche an die Welt ausdrücken. Wir suchen beim Schreiben das Wort, das unsere Absichten trifft und heraushebt.

Das Wort "herrschen" gab es wohl, aber da zählte oft nur plumpe Gewalt. Das braucht keine Kunst. Herrscher waren oft ungebildete Grobiane. 

Die Schreiber wünschten sich das Herrschen als Kunst, wurzelnd in Verstand und Wissen. Sie fanden das lateinische "regere",  das "lenken" oder "leiten" bedeutet. Und dann fanden die Schreiber einen Trick! In höfischen Kreisen war es gerade Mode, jede Tätigkeit, die der König oder Hofschranzen verrichteten mit der Endung "-ieren" aufzuwerten. Das kennen wir ja heute noch. Wir eruieren, statt zu fragen. Wir kopul... Äh, usw. Also: Wir koalieren, statt uns zu verbünden, uns zusammen zu tun.

So kam das Wort "regieren" in die Welt der deutschen Texte und Reden. Es war die versteckte Aufforderung an die Herrschenden, mit Wissen und Verstand zu lenken und zu leiten. Und auf Experten zu hören.