Dieses Bild schuf der deutsche Künstler
Matthias Grünewald im Jahr 1525, vor 490 Jahren.
Die Kreidezeichnung fand man nach dem
Tod des Künstlers in einer Schublade, die er vernagelt hatte. Es
fehlt also die Aussage des Künstlers, was er dargestellt hat.
Wahrscheinlich wollte Grünewald es nicht sagen, nicht sagen müssen.
Die Wissenschaft glaubt, Grünewald
habe Kritik an der römischen Kirche geübt. Als er an der Zeichnung
gearbeitet haben muss, fand in Deutschland die Reformation statt.
Auch eine Kampfschrift Ulrichs von Hutten war im Umlauf. Von Hutten
war einer der letzten echten Ritter. Er tauschte das Schwert und
Schild ein gegen die Feder und Tinte. In seinen Schriften warf er der
Kirche vor: Sie sei unkeusch, geizig und hoffärtig. Heute würde man
sagen: geil, habgierig und überheblich. Das soll Grünewald
dargestellt haben in seinen drei Köpfen.
Es könnte aber auch die heilige
Dreieinigkeit sein, links der Heilige Geist, in der Mitte Gottvater
und rechts Jesus. Das wäre die höchste Kritik an den Zuständen der
damaligen römischen Kirche, die je ein Künstler erreicht hat.
Gründewald wusste wohl, warum er die Schublade vernagelte, in der
die Zeichnung lag. Aber wenn Gott-Vater uns aus der Mitte heraus
anschaut, dann vielleicht nicht geizig oder habgierig. Ich finde er
schaut uns nachdenklich an. Eigentlich traurig. Wahrscheinlich ist es doch Gott.
Michael Zeng