„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Die Bibel hat recht: Als vor 6.000 Jahren die Welt erschaffen wurde, begann die Zivilisation:

Aus Jahres-Angaben der Bibel kann man errechnen wie viele Jahre vergangen sind seit Erschaffung der Welt. Heraus kommt: Gott erschuf die Welt, Tiere, Pflanzen und Menschen vor 6.000 Jahren.

Die Bibel berichtet über Ereignisse im Nahen Osten zwischen Kaukasus und Nil, zwischen der Ostküste des Mittelmeers und dem persischen Golf. Was geschah dort vor 6.000 Jahren?

Genauer, was geschah im Zweistromland zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris. 

Global ging die Jungsteinzeit zu Ende, Kupfer wurde verarbeitet und vereinzelt wurde mit Bronze experimentiert. Die Menschen begannen Metalle zu ver- und bearbeiten. Das waren neben Steingut die ersten künstlichen Materialien. 

Die erste Stadt wurde nachgewiesen: Uruk im Zweistromland hatte etwa 10.000 Einwohner. Nachbarstädte wie Ur waren ähnlich groß. Wie war das möglich?

Das Zweistromland wurde im großen Stil nun künstlich bewässert. Die landwirtschaftliche Produktion explodierte. So konnten Getreide und Nahrungsmittel erzeugt werden für so viele Menschen. 

Zur Errichtung der Kanäle und anderer Bauten der künstlichen Bewässerung war nötig, Menschen zu organisieren: ein Teil musste geplant bauen, andere mussten die Bauarbeiter ernähren. Dritte mussten konstruieren, organisieren, verwalten. Daraus entstand der Staat. 

Rad und Wagen wurden erfunden, so konnten Getreide und andere Nahrungsmittel über weite Strecken in die Städte gebracht werden. 

Die Töpferscheibe wurde erfunden. So konnte in Massen Krüge und Amphoren hergestellt werden, um Nahrungsmitteln aufzubewahren und zubereiten zu können. 

Backsteine aus Lehm wurden erfunden. So konnten haltbare, komfortable schnell Häuser gebaut werden. Bis hin zu riesigen Tempeln. 

Um das alles managen zu können, musste ein System entwickelt werden, um Daten zu sammeln, zu speichern und zu verarbeiten. Aus Zahlen und Symbolen entwickelte sich die Schrift. 

Aus Menschengruppen, die von Frühjahr zu Frühjahr von der Hand in den Mund lebten, entwickelten sich in Städten lebende Handwerker, Künstler, Gelehrte, Priester, Beamte, Soldaten, Herrscher. Im Umland erzeugten Bauern Nahrung für die Städter. Händler handelten mit Überschüssen, transportierten per Rad und Wagen, was gehandelt werden konnte. 

Dieser Reichtum lockte Einwanderer. Diese Technologie war in Köpfen transportabel. Und weil bald Land knapp wurde, wanderten Bauern und Handwerker aus nach Westen, Norden und Osten. 

So wanderte ein gewisser Abraham aus der Stadt Ur aus und zog mit seinen Leuten ins spätere Israel/Palästina. Und brachte sein Wissen mit um den Fortschritt in seiner Heimat. Ur war eine ähnliche Stadt wie Uruk. 

Auf Abraham als Urvater berufen sich Juden und Araber gleichermaßen als ihrem Stammvater. 

Hier kommen wir zurück zur Bibel. Aus den Angaben zum Menschen Abraham und der Bedeutung seines Namens und seiner Taten wird klar: 

Abraham verkörperte Menschen mit Ideen und Vorstellungen aus dem Zweistromland, die einwanderten in die Gebieten an der Ostküste des Mittelmeers. Abraham ist als Mensch nicht nachweisbar, aber als Idee greifbar. So verkörpert er die Idee des unbedingten Gehorsams gegenüber Gott. Abrahams Autorität wurde über seine Herkunft erzeugt. 

Was Abrahams Leute erzählten aus ihrer Heimat dem Zweistromland, das erschien den Leuten in der neuen Heimat als paradiesisch. Laut Bibel liegt der Garten Eden, das Paradies, zwischen Euphrat und Tigris, im Zweistromland. 

Als die Autoren der Bibel ihre Theorie zur Erschaffung der Welt entwickelten, fehlte ihnen natürlich unser heutiges chronologisches Wissen. Die kulturelle Überlegenheit des Zweistromlands war aber noch spürbar. 

Nach der Eroberung von Jerusalem ließ der babylonische König Nebukadnezar II. jüdische Gelehrte nach Babylon verschleppen. Dort lasen diese Gelehrten in Bibliotheken vom Wissen und den Vorstellungen des Zweistromlandes. Sie lasen auch die babylonische Vorstellung von der Erschaffung der Welt.

In der Erzählung vom Leben und Königs Gilgamesch wird berichtet, dass die Erde "wüst durcheinander chaotisch" war und ein Gott dort Ordnung schaffte. Bis heute kennen wir das uralte Wort für wüste und chaotische Zustände: Tohuwabohu. 

Die Autoren der Bibel verarbeiteten ihr Wissen, ihre Vorstellungen, Traditionen, Überlieferungen und vielleicht ältere Aufzeichnungen in dem, was wir als Altes Testament lesen können. 

Michael Zeng