Was? Wieso? Wir haben doch gelernt... Im Jahr 395 wurde das Römische Reich geteilt in ein Ost- und Westreich.
Das Westreich ging 476 unter, als der germanische Heerführer Odoaker den letzten römischen Kaiser Augustulus absetzte. Wobei Augustulus ein Spottname ist und Kaiserlein bedeutet, weil der Kaiser ein Kind war.
Das Ostreich wurde zu Byzanz und ging 1453 unter als die Osmanen Konstantinopel eroberten und die Stadt Istanbul nannten. 
Das ist alles richtig und doch falsch. 
Die Teilungen des Römischen Reiches war zeitgenössisch eine Teilung der Verwaltung, weil ein Kaiser nicht mehr ausgereicht hatte als Staatsoberhaupt zu fungieren. Deshalb wurde das Reich geteilt und in Ost und West jeweils ein Augustus eingesetzt der je einen Caesar anleiten sollte, quasi als Ober- und Unterkaiser. Das war kompliziert und wurde öffentlich nicht begriffen und funktionierte nicht. Auch weil sich die vier "Kaiser" nicht einig waren und sich gegenseitig nervten. Und jeder eigentlich doch allein herrschen wollte. Dabei wurde viel Energie verplempert. 
Dazu kam: Seit der Heeresreform des Marius war das römische Militär kein Volksheer mehr. Römische Legionäre waren Berufssoldaten mit 20-jähriger Dienstzeit. Sie waren also nicht regional verwurzelt und waren abhängig von ihrem Heerführer. Der hatte mehr Macht über die Soldaten als die zivile Führung des Staates. 
Im Römischen Reich wurden Germanen oberste römische (!) Heerführer. Deshalb konnte der weströmische Heerführer den letzten weströmische Kaiser absetzen. Die obersten Heerführer hießen Magister militum und waren übermächtig und de facto mächtiger als der Kaiser, weil der Magister militum das Heer hinter sich hatte. 
Im Ostreich zogen Anfang des 6. Jahrhunderts die Römer die Notbremse und entfernten alle Germanen aus der Militärführung. Das Heer wurde wieder Instrument des Staates. 
Doch einen Schritt zurück. Aus den Streitereien der vier Kaiser ging der Westkaiser Konstantin als Sieger hervor. Er wollte sich als Kaiser aber nicht den Intrigen in Rom aussetzen. Und quasi einen Neuanfang starten. Er erhob 330 die Stadt Byzanz zur römischen Hauptstadt. Nach seinem Tod hieß die Stadt Konstantinopel, als Stadt des Konstantin. 
Zusammen mit den oben genannten Faktoren ging die römische Herrschaft in der Fläche in Westeuropa zurück. Unter dem oströmischen Kaiser Justinian gelang es, Italien, Südspanien und das westliche Afrika zurück zu erobern, allerdings nur für kurze Zeit. 
Im Osten griff Persien das (Ost)römische Reich an. Es kam zu einem Krieg, in dem sich Römer und Perser gegenseitig erschöpften. Persien hatte nach dem Krieg gegen (Ost)rom, keine Kraft mehr die Osmanen abzuwehren. Die eroberten Persien und standen an der Grenze zu (Ost)rom. Da die Römer auch geschwächt waren, taten sie sich schwer, die Osmanen auf Dauer abzuwehren. 
Diese Schwäche nutzen auch westliche Kreuzfahrer aus und eroberten das christliche Konstantinopel und plünderten es.
Nachdem die Kreuzfahrer wieder vertrieben waren, schrumpfte das (Ost)römische Reich immer mehr. Der Krieg gegen Persien, die ständigen Kriege gegen die Osmanen und die Eroberung durch christliche Kreuzfahrer hatten zu viele Kräfte verbraucht, ein Reich zu halten. 
Die Ost(Römer) sahen sich bis 1543 als Römer, als „Rhomaioi" bis zum endgültigen Untergang. Auch die Osmanen sagten Rum (Römer) zu ihren Gegnern aus Konstantinopel. 
Wir sagen Byzantiner. Warum? 
Der Franke König Karl der Große ließ sich zum Kaiser erheben. Er sah sich als Erbe der weströmischen Kaiser. Seine deutschen Nachfolger nannten sich römische Könige und Kaiser des heiligen römischen Reiches, später kam der Zusatz "deutscher Nation". Dieses Reich ging 1806 unter. 
Da passte es natürlich nicht, dass die Kaiser in Konstantinopel sich als wahre römische Kaiser sahen, die nur die westliche Hälfte ihres Reiches verloren hatten. Die taten sich schwer, Germanen und Deutsche als weströmische Kaiser anzuerkennen. Eigentlich nur über sehr diplomatische Bezeichnungen und oft nur abwertend und fast ironisch. 
Für die Westeuropäer war das (Ost)römische Reich das "Reich der Griechen". Für die Oströmer waren "die Griechen" nur die alten Griechen, Odysseus und so. Sie selbst waren Römer. Punkt. 
Im 19. Jahrhundert trat das heutige Griechenland als eigener Staat in Erscheinung. Griechenland befreite sich aus dem osmanischen Reich. Da passte die westliche Bezeichnung "Reich der Griechen" nicht mehr. Aus dem Oströmischen Reich wurde Byzanz. Diese Bezeichnung für das gesamte Reich stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das Oströmische Reich als "Byzanz" zu bezeichnen, wäre für Oströmer gewesen, als sagte man "Berlin" zum gesamten Deutschland. 
Also erst im 19. Jahrhundert gelang es "Germanen" die alten Römer zu besiegen, post mortem.
 
