Wir blicken in das Zentrum von Niederdorla.
Rechts sehen wir genau in Linie den Weg auf den Anger. Dort wäre jetzt zu Pfingsten Jubel und Trubel.
Links am Weg zum Anger stünde die Maie, ein großer Nadelbaum, den die Pfingstburschen am Samstag aus dem Niederdorlaer Wald geholt hätten per speziellem Pferdegespann. Und vielen Kutschen. Und den üblichen Getränken und Gesängen.
Am Pfingstmontag hätte sich das ganze Dorf getroffen. Auf dem Anger zum Angertanz. Der Pfingstmontag ist DER Tag der Dorfgemeinschaft. Richtig.
Links sehen wir das Fickentor. Das hat nichts zu tun mit der schönen Tätigkeit, sondern mit der Familie Fick oder Fink, die dort gewohnt hat.
Das Tor gehörte zur Dorfbefestigung. Bis zur frühen Neuzeit war Niederdorla umgeben mit einem Graben, Pallisaden und Toren. Statt der Pallisaden konnten auch geflochtete Dornenhecken verwendet worden sein. Straßennamen erinnern noch an die Wehrhaftigkeit Niederdorlas. Und bis heute der Charakter der Niederdorlaer.
Hinter dem Fickentor ragt der Turm der Johanneskirche in den Himmel. Dort werden Niederdorlaer getauft, heiraten und werden wieder aus dem Leben verabschiedet. Ich wurde dort getauft.
Eine weitere Besonderheit Niederdorlas wird deutlich: Die Kirche steht nicht in der Mitte des Dorfes, sondern am Rand. Vermutlich wurde der Vorgängerbau vom Besitzer des nahe gelegenen Kraingutes gestiftet für die Arbeiter des Gutes, die dort wohnten. Deren kleine Ansiedlung sollte die Keimzelle Niederdorlas werden. Das geschah im sehr frühen Mittelalter.