„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Mittwoch, 18. März 2020

Der Frühling ist ein Gedicht von Hölderlin

Der Frühling

Wie selig ist′s, zu sehn, wenn Stunden wieder tagen,

Wo sich vergnügt der Mensch umsieht in den Gefilden,

Wenn Menschen sich um das Befinden fragen,

Wenn Menschen sich zum frohen Leben bilden.

Wie sich der Himmel wölbt, und auseinander dehnet,

So ist die Freude dann an Ebnen und im Freien,

Wenn sich das Herz nach neuem Leben sehnet,

Die Vögel singen, zum Gesange schreien.

Der Mensch, der oft sein Inneres gefraget,

Spricht von dem Leben dann, aus dem die Rede gehet,

Wenn nicht der Gram an einer Seele naget,

Und froh der Mann vor seinen Gütern stehet.

Wenn eine Wohnung prangt, in hoher Luft gebauet,

So hat der Mensch das Feld geräumiger und Wege

Sind weit hinaus, dass einer um sich schauet,

Und über einen Bach gehen wohlgebaute Stege.