„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Freitag, 31. Juli 2015

Die BLAUE Blume

Die Wegwarte, fotografiert in Mühlhausen.
Die Dichter der Romantik suchten die Blaue Blume in ihren Gedanken und Gedichten.

Professoren vermuten die Blaue Blume in der Wegwarte. Sie strahlt für uns auf dem Foto.

Für die Dichter Hölderlin und Novalis war die blaue Blume Sinnbild für die Sehnsucht nach Liebe. Sie liebten und sie sehnten.

Sie waren Menschen. Wie die Figur Heinrich von Ofterdingen im Roman von Novalis:

„Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die […] ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstliche Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume, und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing; die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stängel, die Blume neigte sich nach ihm zu, und die Blütenblätter zeigten einen blauen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte. Sein süßes Staunen wuchs mit der sonderbaren Verwandlung, als ihn plötzlich die Stimme seiner Mutter weckte […]“

Für die Professoren ist die blaue Blume ambivalentes Symbol für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Ihre Studenten haben das immer wieder kritisch hinterfragt und so weiter und so fort.

Die Professoren und die Studenten kommen und gehen. Die Sehnsucht und die Liebe bleiben.

Hoffentlich rotten wir nicht auch noch die Wegwarte aus. Sie gilt als Unkraut!

Text und Foto: Michael Zeng