„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 12. März 2020

Mal langsam statt schnell

Friedrich Schiller interpretiert Konfuzius. Es tut so gut, mal in einen Text tief einzutauchen, nachzudenken und Schlüsse zu ziehen durch tiefes Lesen.

Das zu mehren und tiefe Schönheit zeigen, das will ich. Aber ich brauchte eine Pause.  Seit einigen Wochen lese ich Facebook nur. 

Aufgefallen ist mir die ungeheure Hetze dort. 

"Hetze" in beiden Sinnen: als sich und andere unter Zeitdruck setzen. Oder andere mit der eigenen Meinung unter Druck setzen, setzen zu wollen, und andere zu Antworten zu treiben.

Meist werden stark verkürzte Meldungen geteilt, die dann noch verkürzter etikettiert werden. Zweck: Transport de eigenen Meinung. Und wenn es ja nur die eigene Meinung wäre, oft ist es eine aufgewärmte andere Meinung. Die wird höchsten mit eigenem Senf versehen. Die Wurst bleibt eine fremde.

Scheißegal, was sich wirklich hinter einer Meldung verbirgt, scheißegal, was in der Tiefe liegt. Hauptsache, was an der Oberfläche schwimmt oder zu schwimmen scheint, kann dazu dienen, meine Meinung unters Volk zu bringen.

Wir sollten uns überlegen, was im analogen Leben an Oberflächen schwimmt...

Und das Zweitschlimmste: Leute, die im wahren Leben behaupten, sie ließen sich von niemanden was sagen, springen auf Facebook über jedes Stöckchen, das ihnen hingehalten wird: "Ich bin ein süßes Hündchen. Ich bin traurig, weil niemand mein Bild teilt..." Der Welpe hat nichts davon. Es sei denn, er soll adoptiert werden. Was schwierig ist, weil er gemalt wurde.   

Das Drittschlimmste: Im Analogen nerven nur einzelne oder kleine Gruppen von Leuten mit überproportional mehr Meinung als Wissen. Auf Facebook wird das zum Massenphänomen, das Ausmaß der Epidemie wird deutlich.

Bildungsferne strahlt als der neue Horizont. Niemanden treibt mehr Neugier, was hinter dem eigenen Horizont liegt. Wir meinen lieber als zu wissen. Das passt, weil Meinung mit Wissen verwechselt wird. Meinen wird vermeintlich zu Wissen.  Das ist wie: Ich muss nur weit genug vom Kirchturm weggehen, dann passt der Turm in meine Streichholzschachtel.

Zurück zu Schiller und der Insel des genüsslichen tiefen und langen Denkens:  Die Dichter der Weimarer Klassik setzten sich auseinander mit fernöstlicher Weisheit. Die ist so anders als jüdische und christliche Religion. Obwohl: Es gibt Verbindungen. Wohl universelle Weisheit.

Dieses Gedicht von Friedrich Schiller umfasst viel Verständnis vom Wesen der Zeit und des Menschen.

Unser Nationaldichter beschäftigt sich mit der Stellung des Menschen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und dem ständigen Wandel zwischen diesen Zeiträumen. Was jetzt noch Zukunft scheint, verwandelt sich gleich in Gegenwart und