„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 12. März 2020

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Dr. Faust und Mephisto wetten, dass Mephisto Faust nicht zufriedenstellen kann. Der Teufel wettet also gegen den ständigen Forscherdrang, gegen die Neugier des Menschen.

Faust ist ein schon älterer Mann. Mephisto will Faust ständig neue Versuchungen erleben lassen. Dazu muss Faust wieder jung gemacht werden.

Mephisto führt Faust zu einer Hexe. Die soll in ihrer Küche einen Trank brauen, der Faust wieder jung macht. Dazu zitiert die Hexe unter viel Brimborium einen langen komplizierten Zauberspruch aus ihrem Zauberbuch.

Faust kommentiert das:
Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.

Mephisto:
Das ist noch lange nicht vorüber,
Ich kenn’ es wohl, so klingt das ganze (Face)Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnissvoll für Kluge wie für Thoren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey
Irrthum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr’n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabey doch auch was denken lassen.

Hexe:
Die hohe Kraft
Der Wissenschaft,
Der ganzen Welt verborgen!
Und wer nicht denkt,
Dem wird sie geschenkt,
Er hat sie ohne Sorgen.

Dr. Faust:
Was sagt sie uns für Unsinn vor?
Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
Von hundert tausend Narren sprechen.