„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 5. November 2020

Magie gegen Militär

Der römische Feldherr Drusus sollte und wollte von 12 und 9 vor Christus die Germanen zwischen Rhein und Elbe "befrieden".

Ziel war eher nicht die Eroberung Germaniens. Eher wollte Rom die neue Provinz Gallien gegen germanische Einfälle sichern. Die freien Germanen und die offene Grenze zu deren Gebiet störten den Umbau des frisch eroberten Galliens zur römischen Provinz.

Drusus gewann einige Schlachten, aber nicht den Krieg. Die meisten gemanischen Stämme wichen der römischen Militärmaschine aus und verschwanden in den dichten Wäldern und anderen unzugänglichen Gegenden.

Am Unterlauf der Elbe stellte sich Drusus eine germanische Seherin entgegen. Drusus berichtet: 

Eine Frau von übermenschlicher Größe sprach am Ufer der Elbe zum römischen Feldherrn:

"Wohin willst du eigentlich noch ziehen, unersättlicher Drusus? Es ist dir nicht vom Schicksal bestimmt, dies alles hier zu sehen. Ziehe von dannen! Denn das Ende deiner Taten und deines Lebens ist schon nahe."

Drusus kehrte um. Rom sollte Germanien nie erobern. 18 Jahre später vernichteten Germanen im Teutoburger Wald drei komplette römische Legionen. Rom zog die Reichsgrenze hinter Rhein und Donau zurück. Für immer.

Allerdings folgten römische Strafexpeditionen und andere militärische Aktionen weit links des Rheins. Und per destruktiver Diplomatie hetzten die Römer die germanischen Stämme gegeneinander auf. Was meist leicht gelang.

Die Römer waren die lachenden Dritten, bis nach einigen Jahrhunderten die Germanen über die römische Reichsgrenze strömten und das Weströmische Reich unterging.

Montag, 26. Oktober 2020

Donnerstag, 24. September 2020

Entweder oder


Die Herbstzeitlose heißt nicht so, weil sie ohne Herbstzeit ist, sie heißt so, weil sie die Herbstzeit lost, also anzeigt.

"Losen" kommt vom Althochdeutschen liozan, was vorhersagen und ansagen bedeutet. Althochdeutsch wurde von 750 bis 1050 gesprochen.

Ein anderer Name ist Giftkrokus oder Teufelsknolle.

Die Herbstzeitlose blüht im Herbst ohne Blätter. Die Blätter sind im Frühjahr zu sehen, aber ohne Blüte.

Die Blüten, so schön sie sind, so giftig sind sie. Man stirbt mit blutigem Durchfall.

Auch für die Herbstzeitlose gilt:

"Schaut die [Blumen] auf dem Felde, wie sie wachsen: (...) Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins."

_Jesus in Bibel, Matthaeus, 6:28-29

Mittwoch, 9. September 2020

Die blaue Blume

Für die alten Griechen und Römer war die blaue Blume eine Blume der Fabelwesen und Götter.

Für besonders die katholischen Christen bis 1800 war die Kornblume die Blume von Maria, der Gottesmutter. Auf Bildern trug Maria immer einen blauen Mantel.

Romantische Romanhelden suchten nach der Blauen Blume. Oft verkörperte das Gewächs eine ideale Geliebte. Auf jeden Fall, etwas Ideales, Unerreichbares.

Nach 1800 galt die Kornblume als Unkraut und Übel für die Landwirtschaft. Kaiser Wilhelm II. erklärte die Kornblume zu seiner preußisch-blauen Lieblingsblume. Auch irgendwie eine Schmähung. 

Zusammen mit der Wegwarte sind Kornblumen einfach zwei der schönsten Blumen unserer Heimat.

Die Blume auf dem Foto fand meine Kamera 2017.

Freitag, 4. September 2020

Bestes Buch der Welt

Nach einer internationalen Umfrage des Nobelpreis-Kommitees gilt als bestes Buch der Welt "Don Quichote" von Miguel de Cervantes.  Das vergebliche "Kämpfen gegen Windmühlen", gegen Ignoranz, Illusionen, Verblendung und Dummheit scheint eine allgemeine grundsätzliche Erfahrung der lesenden Menschheit zu sein. 
(Foto aus Wikipedia, gemeinfrei)

Dienstag, 1. September 2020

Die innere Schönheit des Universums

„Er [Mozart] ist das größte musikalische Genie, das je gelebt hat. Wäre er vor mir in London gewesen, hätte es mir nichts mehr gebracht, dorthin zu gehen, denn nichts kann gegen Mozarts Kompositionen bestehen.“

Das sagte Joseph Haydn, selbst ein größter Komponist.

Das Klavierkonzert Nummer 21 von Mozart zeigt, Mozart stand nicht allein im Universum. Er ließ sich von Haydn inspirieren. Leider habe ich keine Äußerung Haydens dazu gefunden. Ich glaube, Haydn war stolz darauf, Mozart zum Klavierkonzert 21 inspiriert zu haben. 

Der zweite Satz des Klavierkonzerts 21 von Mozart: Im Hören finde ich Ruhe und erlebe, wie die Musik Mozarts quasi unseren Planeten verlässt und über unseren Dingen schwebt und wie hier eine ewige Melodie erklingt.

Wir hören, was der Genie-Physiker Albert Einstein meint, wenn er sagt, er empfinde Mozarts Musik als innere Schönheit des Universums selbst.

Sonntag, 30. August 2020

Definition von Glück

Definition von Glück laut Lied:

Morgens ein Ei zum Frühstück essen.

Eine Freundin mit Auto haben. Auf dem Beifahrersitz sitzen. 
Die Freundin küssen.
Und danach mit der Freundin Pommes-essen fahren.

Mit der Freundin spazieren fahren, in deren Auto.

Gut geschlafen haben.
Ein Eis essen.

Die Wohnung putzen, in der frohen Hoffnung, die Freundin mag einen besuchen. Das Bad schrubben.

Da steckt viel Weisheit drinnen. 

Viel zu früh

Vor 25 Jahren ging Michael Ende von uns nach Phantasien. Die Frage im Bild ist eine von 44 Fragen, die er dem "geneigten Leser" stellte.

Jazz viel Herz und Seele

Helge Schneider: Ich setz mein Herz bei Ebay rein.

Helge Schneider feiert seinen 65. Geburtstag. Ich gratuliere sehr herzlich. Warum?

Helge Schneider nutzt sein enormes Talent, um guten Jazz unters Volk zu bringen.

Der Jazz hat verdient, nicht nur elitären Geklimper zu sein oder wie Katzenquälen zu klingen. Je grausiger, um so elitärer.

Helge Schneider verhökert sein Talent auch nicht stromlinienförmige an den Mainstream. 

Die Texte Helge Schneiders mögen primitiv klingen, sind aber nur aktuelles universelles Lebensgefühl in einfachen Alltags-Nuschel-Worte gebracht. Zusammen mit bestem Musizieren. 

Wir haben wirklich unser Herz bei Ebay rein gesetzt und an Amazon verkauft und treten es und uns in Faxenbuk breit. 

Ja, Helge Schneider bringt Jazz menschlich unter Menschen.

https://youtu.be/L9XgRA8QtyM


Einstein und die Wunder

Wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, ist seelisch bereits tot.

Es gibt nur zwei Arten zu leben. Entweder so als wäre nichts ein Wunder oder so als wäre alles ein Wunder.

_Albert Einstein, Pysiker, Genie des 21. Jahrhunderts 

Foto: Michael Zeng 

Freitag, 28. August 2020

Die Hagia Sophia: Kirche, Moschee, Museum

Druschba

Freitagmittag im Büro. Die Woche steckt mir in den Knochen. In mir kämpfen Müdigkeit und freudige Aufgeregtheit. Die Woche hat ermüdet, das Wochenende lockt, will gefeiert werden. Ich werde mich mit Freunden treffen, an der frischen Luft sein, ausschlafen. Feiern! Juhu! Da kam der Anruf. Meine Kollegin nahm den Hörer ab, meldete sich, lauschte in den Hörer. Sprach dann in das Mikro: „Ich hab keine Zeit, ich gebe Dir mal Michael.“ Sie stellte mir das Gespräch durch. Ich nahm ab.

Feste essen

 Das Feiern und Begehen von Festen und festlichen Anlässen ist wohl in allen menschlichen Kulturen verbunden mit Essen und Trinken. Manchmal ist sogar das Essen und Trinken selber der festliche Anlass oder ein Grund, hin zu gehen.

„Nach dem Krieg ums sechs im Kelch!“

 Das ist wohl die berühmteste Verabredung der Literatur.

Ewigkeit

 Ewigkeit! In unserer Kultur wird die Ewigkeit meist zeitlich aufgefasst, also als ein unendlicher Zeitraum. Die Ewigkeit hat weder Anfang noch Ende. Sagt man dazu ja, dann folgt: Die Ewigkeit lässt sich nicht messen. Es gibt keinen Zeitpunkt zum ersten und zweiten Drücken einer Stoppuhr, um dann abzulesen, wie lang die Ewigkeit gedauert hat.

Die Legende vom Lichtbringer

 Gott trennte das Dunkel vom Licht Gott schied Tag und Nacht Gott schuf Himmel und Erde und alle Tiere und Pflanzen. Zum Schluss schuf Gott den Menschen und war erst mal geschafft,  musste einen Tag lang ruhen. Gott setzte den Menschen ins Paradies. Der Mensch hielt es dort nicht aus und wurde gegangen.  Das alles wissen wir, können wir nachlesen.

Abgeklärt oder was ich in der Charité erlebte

Vor einigen Wochen habe ich mich aufgeregt. Es geschah an meinem Arbeitsplatz. Immer, wenn ich sehr aufgeregt bin, plagt mich ein stechender Schmerz in der Herzgegend. Da ich ein ruhiger Typ bin, geschieht das nur zwei bis drei Mal im Jahr. Die Schmerzen dauern etwa fünf Minuten, danach geht es wieder. Diesmal ging die Geschichte weiter.

Wie es im Münchner Hofbräuhaus zugeht

 Alois* feierte vor einigen Monaten seinen 83-sten Geburtstag. Natürlich im Hofbräuhaus, seit 60 Jahren kommt er täglich her, an seinen Stammtisch. Früher arbeitete Alois als Koch im Bayerischen Hof, in seiner Freizeit musizierte er als Stehgeiger. Nach dem Geigen kam immer der Stammtisch. Täglich zwei Maß sind ein Muss. Für eine Frau blieb da kein Platz. Alois hält den Rücken gerade, sitzt still. Er hört schwer, aber seine Augen sind überall, es gibt viel zu sehen.

Montag, 13. Juli 2020

Gipfeltreffen der Giganten:

Freddie Mercury and Queen versus Dr. Teeth und The Electric Mayhem

Die Bohemian Rhapsody von Queen ist ein Welthit. Manche meinen, der beste Hit aller Zeiten usw. Rock trifft Classic und vereint sich in Liebe und Respekt und schöner Dramatik.

Das Musik-Video hier zu teilen, wäre zu billig und dem Song nicht angemessen.

Ich fand eine Verbindung zu einer zweiten Ikone der Unterhaltung: Den Muppets.

Die Muppets zeigen, was mit Puppen für Erwachsene möglich ist:

Besser als durch menschliche Schauspieler können Charaktere dargestellt werden. Dazu können Puppen sich auch bewegen und sprechen und Musik machen und tanzen.

Der Puppenspieler kann "alles" aus dem Charakter einer Puppe herausholen, mehr als ein Mensch aus sich herausholen kann:

Der Mensch ist ein Universalwerkzeug.
Die Puppe ein Spezialwerkzeug.
Wir kennen die Vor- und Nachteile.

Dazu ist das Video genial gedreht.
Und passt zu Corona, weil es eine Videokonferenz ist.

Montag, 1. Juni 2020

Heimat

Wir blicken in das Zentrum von Niederdorla.

Rechts sehen wir genau in Linie den Weg auf den Anger. Dort wäre jetzt zu Pfingsten Jubel und Trubel.

Links am Weg zum Anger stünde die Maie, ein großer Nadelbaum, den die Pfingstburschen am Samstag aus dem Niederdorlaer Wald geholt hätten per speziellem Pferdegespann. Und vielen Kutschen. Und den üblichen Getränken und Gesängen.

Am Pfingstmontag hätte sich das ganze Dorf getroffen. Auf dem Anger zum Angertanz. Der Pfingstmontag ist DER Tag der Dorfgemeinschaft. Richtig. 

Links sehen wir das Fickentor. Das hat nichts zu tun mit der schönen Tätigkeit, sondern mit der Familie Fick oder Fink, die dort gewohnt hat. 

Das Tor gehörte zur Dorfbefestigung. Bis zur frühen Neuzeit war Niederdorla umgeben mit einem Graben, Pallisaden und Toren. Statt der Pallisaden konnten auch geflochtete Dornenhecken verwendet worden sein. Straßennamen erinnern noch an die Wehrhaftigkeit Niederdorlas. Und bis heute der Charakter der Niederdorlaer.

Hinter dem Fickentor ragt der Turm der Johanneskirche in den Himmel. Dort werden Niederdorlaer getauft, heiraten und werden wieder aus dem Leben verabschiedet. Ich wurde dort getauft. 

Eine weitere Besonderheit Niederdorlas wird deutlich: Die Kirche steht nicht in der Mitte des Dorfes, sondern am Rand. Vermutlich wurde der Vorgängerbau vom Besitzer des nahe gelegenen Kraingutes gestiftet für die Arbeiter des Gutes, die dort wohnten. Deren kleine Ansiedlung sollte die Keimzelle Niederdorlas werden. Das geschah im sehr frühen Mittelalter.

Freitag, 29. Mai 2020

Goethes schönste lyrische Rache

Goethes schönste Worte seiner Rache 
Der berühmte lyrische Beginn von Goethes Roman "Reinecke Fuchs" zeigt Goethes hohe Güte als Dichter. Dieser Anfang steht am Ende einer lebenslangen Arbeit mit der deutschen Sprache. 

Goethe war DER deutsche Dichter.
Er wurde Dichterfürst genannt, was aber ursprünglich eigentlich ironisch gemeint sein musste.

Goethe war bürgerlich. Er bekam zwar später den Adelstitel. Aber für die Adligen von Geburt an, blieb Goethe unter ihnen stehend. Dünkel stand über Dichten.

Der Dichterfürst war sein Leben lang abhängig von der Gunst der Fürsten. Er musste buckeln und sich andienen. 

Erst im Alter rächte sich Goethe.  Er rächte sich als größter deutscher Dichter. Das ganze Gedöhns um den echten Adel ging spätestens im Ersten Weltkrieg unter. Was Herr oder Frau von und zu äußerten, interessiert nur, wenn interessant. Von Goethe interessiert alles.

Goethe schrieb den Roman Reineke Fuchs. Er schrieb sich seinen Frust über den Adel von der Seele.

Der Dichterfürst verfasste den Vers-Roman als alter Mann, kurz vor seinem Tod.

Die Handlung geht zurück auf das Volksbuch von 1498.

Die Geschichte von Reinecke Fuchs hat es in sich. Das Böse siegt. Reinecke ist kein Guter. Er ist grausam, hinterhältig, listig. Immer wieder verübt er böse Taten. Aber es gelingt ihm stets, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und andere büßen zu lassen, statt selbst bestraft zu werden.

Das Buch ist ein Schelmenroman. Die Welt der Reichen und Mächtigen wird ins Tierreich verlegt. Der Löwe Nobel ist der König. Isegrim der Wolf. Grimbart heißt der Dachs, der Anwalt von Reinecke. Dadurch ist die Geschichte Reineke Fuchs pure Kritik an der Gesellschaft der Oberen.

Das Schelmische und der Schmerz der Betrogenen erzeugt beim Leser Schadenfreude, weil die Mächtigen durch ihresgleichen ihr Fett weg bekommen.

Der Anfang aber, der ist schönste Poesie.

Mittwoch, 20. Mai 2020

Zweithöchster BergHöchste Sprachverwirrung

Quelle Foto Wikipedia 
In einem Film schimpft ein Hauptdarsteller zum anderen: "Weißt Du, was der zweite Mann auf dem Mond sagte?"
"Nein."
"Ich auch nicht. Weil es der Zweite war. Niemand weiß das. Der Zweite interessiert niemanden."

Der K2 ist der zweithöchste Berg der Welt. Er ist 8611 Meter hoch. Der K2 steht auf der Grenze zwischen Pakistan und China. 

Der Mount Everest ist 237 Meter höher. 

Britische Ingenieure vermaßen den indischen Subkontinent. Sie bestimmten auch die Höhe der Berge des Karakorum. So heißt ein Gebirge in Zentralasien. Übersetzt: Schwarze Berge.

Die britischen Ingenieure errechneten den Masherbrum als höchsten Berg des Karakorum. Sie nannten ihn K1. Das K steht für Karakorum. Die Berge sollten der Reihe nach durchnummeriert werden. 

Später stellte sich heraus, der K2 ist höher als der vermeintliche K1, der Masherbrum mit 7821 Metern. Er ist der siebenthöchste Berg der Erde. 

Die Einheimischen in der Gegend heißen Balti. Sie übernamen die englische Bezeichnung des Berges. Sie nennen den K2 "Ke tu". Bald wurde das ihr allgemeiner Begriff für "hoher Berg".

So nennen auch die Pakistani den K2 in ihrer Amtssprache Urdu: Lambha Pahar heißt Großer Berg. 

Die Chinesen wollen es ganz korrekt machen und nennen den K2: Qogiri. Das bedeutet in der Sprache der Balti "groß + berg" also "qogir + ri".

Allerdings kamen nicht die Balti auf diese Wortschöpfung, sondern westliche Forscher bastelten dieses Kunstwort.

Die Balti lehnen diese sprachliche Einmischung ab. Vielleicht "zum Schure" gegenüber Pakistani und Chinesen, aber das ist eine Wortschöpfung meiner kleinen Heimat. 

 Quelle Foto: Wikipedia.

Dienstag, 7. April 2020

Anbetung des Mondes in der Bibel

Heute Abend scheint ein Super-Mond.
Das beeindruckt uns.

Viele Menschen kamen früher und immer wieder auf die Idee, den Mond als weibliche oder männliche Gottheit zu sehen. Und anzubeten. Das taten Germanen, die alten Griechen, Römer, Asiaten, Afrikaner, Indianer. Und ihre Vorfahren.

Bis heute nutzen Menschen sogenannte Mondkalender und gießen ihre Zimmerpflanzen nach der Mondphase. Oder tun anderes, wenn der Mond günstig steht.

Die Anziehungskraft des Mondes beeinflusst auf jeden Fall das Geschehen auf der Erde. So die Gezeiten der großen Meere und Ozeane. Wahrscheinlich auch viele andere Zyklen. Die ersten Kalender waren Mondkalender.

Als der Glaube an den EINEN Gott unter den Israeliten und Juden verbreitet werden sollte, war man nicht zimperlich mit Menschen, die den Mond anbeteten.

Die Anbeter des Mondes waren wohl eine echte Konkurrenz.

Mose führte die Israeliten aus Ägypten ins gelobte Land. Aber der große Prophet starb kurz vor Erreichen des großen Ziels. 

Noch am Tag seines Todes befahl Mose seinem Volk, das er duzte:

Wenn ein Mensch "hingeht und dient andern Göttern und betet sie an, es sei Sonne oder MOND oder andere Bewohner des Himmels" 
(...)
"So sollst du den Mann oder das Weib, die solches Übel getan haben, vor die Tore der Stadt herausführen und sollst sie zu Tode steinigen."

Für eine solche Todesstrafe waren nur zwei Zeugen nötig. Der erste Zeugen durfte bei der Steinigung den ersten Stein werfen.

_BIBEL
5. Buch Mose Kapitel 17 Vers 3, 5 und 6.

Samstag, 4. April 2020

Große Geister denken das Selbe

Die Dichter Brecht und Hesse dichteten über das Glück. Jeder auf seine Art, aber sie meinten das Selbe. Wer das Glück jagt, der wird's nicht finden.

GLÜCK von Hermann Hesse

Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist. 

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst, 

Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz - und deine Seele ruht.

_Hermann Hesse

Der Dichter singt selbst

Bertolt Brecht singt sein Lied aus der Dreigroschenoper. Die Musik stammt von Kurt Weill, der vor 70 Jahren starb

BALLADE VON DER UNZULÄNGLICHKEIT MENSCHLICHEN PLANENS

Der Mensch lebt durch den Kopf.
Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
Versuch es nur, von deinem Kopf
Lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlau genug.
Niemals merkt er eben
Diesen Lug und Trug.

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.

Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.

Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihm auf dem Hut gehaun
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihm eben
Ruhig auf den Hut!

Donnerstag, 2. April 2020

Die Mallinden zwischen Langula, Niederdorla und Oberdorla

Die Mallinden in der Vogtei, fotografiert von Michael Zeng
Foto Michael Zeng, 2019
Seit mindestens 400 Jahren ragen die Mallinden in den Himmel über der Vogtei.

Die Sommerlinde (links) zählt 400 Jahresringe und weist nach Niederdorla. Die beiden Winterlinden sind je 200 Jahre alt. Sie stehen für Langula (rechts) und Oberdorla (mittig).

Sonntag, 29. März 2020

Die LEGENDE vom König SCHACH

Ein König herrschte selbstgerecht und grausam. Einen weisen Mann störte das und er erfand ein Brettspiel bei dem der König abhängig ist von seinem Hof,  seiner Königin, seinen Beratern und seinem Heer und alle von den Bauern.

Der König lernte das Spiel lieben und verstand dessen Weisheit. Er ließ das Spiel in seinem Reich verbreiten.

Das Spiel hieß Schach.

Der König wollte den weisen Mann belohnen. Und bot ihm an, er könne sich wünschen, was er wolle. Ach, sagte der weise Mann, ich wünsche mit nur Weizenkörner. Auf dem ersten Feld des Schachbrettes ein Korn, auf dem zweiten zwei, auf dem dritten vier und so weiter, immer die doppelte Anzahl.

Der König lachte sehr und war ärgerlich, weil sich der weise Mann so wenig wünschte... Schließlich könne er als König größere Wünsche erfüllen... 

Der Wunsch des Weisen ergibt 2 hoch 64 minus 1 Körner. Also:
18.446.744.073.709.551.615 
Das sind 18,45 Trillionen.
Tausend Körner wiegen vierzig Gramm. Dann wären das 730 Milliarden Tonnen Weizen. 
Das wäre das 972-fache der Welt-Weizen-Ernte von 2017.

Nach einer Weile fragte der Weise beim König nach, wo das Getreide bliebe... 
Die Mathematiker am Hof und der Schatzmeister gerieten in Panik... 

Der Hofnarr wusste Rat: Er empfahl dem König, er solle dem weisen Mann sagen, er gäbe ihm das Korn nur, wenn der weise Mann die Körner nachzähle. Jeder solle unbedingt wissen, dass der König seine Versprechen auch genau erfülle...

Hermann Hesses Geduld

Geduld ist das Schwerste und das Einzige,
was lernen sich lohnt.
Alle Natur, alles Wachstum,
aller Friede, alles Gedeihen und
Schöne in der Welt beruht auf Geduld,
braucht Zeit, braucht Stille,
braucht Vertrauen.

_Hermann Hesse 



Samstag, 28. März 2020

Frühling mit Fontane


Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
»Er kam, er kam ja immer noch«,
die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.«

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh',
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du!

_Theodor Fontane

Freitag, 27. März 2020

Glück nach Hermann Hesse

Glück

Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist. 

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst, 

Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz - und deine Seele ruht.

_Hermann Hesse

Mittwoch, 25. März 2020

Sänger von DAF gestorben

Machte die Neue Deutschen Welle hart

Der Sänger der Band Deutsch Amerikanische Freundschaft (D.A.F.) gestorben. Gabi Delgado wurde 61 Jahre alt. 

1978 gründete Delgado D.A.F. Mit anderen jungen Musikern der Ruhrpott-Szene wollte man provozieren.

Aber wie? Rock war zu altbacken. Punk war auch nur Rockmusik.

Die Lösung: Provozieren mit Texten und harten Elektro-Beats. D.A.F. rief das Publikum auf: "Tanz den Mussolini, tanz den Adolf Hitler, beweg Deinen Hintern, klatscht in die Hände."

Die elektronische Härte von D.A.F. inspirierte Bands wie Depeche Mode und Ramstein.


Montag, 23. März 2020

Er ist's

Vor 188 Jahren starb Goethe

Goethe auf einem Gemälde von Stieler 1828. Quelle: Wikipedia.

Heute vor 188 Jahren starb Johann Wolfgang von Goethe.

Er dachte und dichtete groß, wenn nicht am größten im deutschen Sprachraum. Menschlich hatte Goethe allerdings ein paar Schwächen. Wie's so is'.

Goethes Hauptwerk sind der erste und zweite Teil der Tragödie über den Dr. Faust.

Worum geht's?

Gott und der Teufel Mephisto wetten, dass Mephisto Faust vom rechten Weg abbringen könne. Mephisto glaubt das erreichen zu können, indem er Faust jeden Wunsch erfüllt, bis dieser keinen Wunsch mehr hat. Darum wettet Mephisto mit Faust. Er glaubt, damit den Frust von Faust ausnutzen zu können. 

Mephisto nimmt Faust mit auf eine Zauber-Reise. Gemeinsam loten sie die (negativen) Möglichkeiten der bürgerlichen Welt aus und reisen dann durch die Zeit von der Antike bis zu Goethes Gegenwart. 

Die Entwicklung zeigt Goethe an den drei großen Monologen des Faust.

Faust Monolog am Anfang vor der Begegnung mit Mephisto:

"Habe nun, ach! Philosophie, 
Juristerei and Medizin, 
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. 
Da steh' ich nun, ich armer Tor, 
Und bin so klug als wie zuvor! 
Heiße Magister, heiße Doktor gar, 
Und ziehe schon an die zehen Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum -
Und sehe, dass wir nichts wissen können! 
Das will mir schier das Herz verbrennen. 
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen, 
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen; 
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, 
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -
Dafür ist mir auch alle Freud' entrissen, 
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen, 
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, 
Die Menschen zu bessern und zu bekehren. 
Auch hab' ich weder Gut noch Geld, 
Noch Ehr' und Herrlichkeit der Welt; 
Es möchte kein Hund so länger leben! 
Drum hab' ich mich der Magie ergeben, 
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund; 
Dass ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß; 
Dass ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält, 
Schau' alle Wirkenskraft und Samen, 
Und tu' nicht mehr in Worten kramen."

Faust Monolog am Ende seiner großen Reise mit Mephisto:

"Ich bin nur durch die Welt gerannt;
Ein jed' Gelüst ergriff ich bei den Haaren,
Was nicht genügte, ließ ich fahren,
Was mir entwischte, ließ ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht
Und abermals gewünscht und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt; erst groß und mächtig,
Nun aber geht es weise, geht bedächtig.
Der Erdenkreis ist mir genug bekannt,
Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt;
Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet,
Sich über Wolken seinesgleichen dichtet!
Er stehe fest und sehe hier sich um;
Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm.
Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen!
Was er erkennt, läßt sich ergreifen.
Er wandle so den Erdentag entlang;
Wenn Geister spuken, geh' er seinen Gang,
Im Weiterschreiten find' er Qual und Glück,
Er, unbefriedigt jeden Augenblick!"

Und die große Erkenntnis von Faust am Ende seines Lebens, was das Größte ist, was ein Mensch erreichen kann.

Faust hat gerade erlebt, wie Menschen sich mit Dämmen und Deichen ein Stück Sumpfland vom Meer erobern. Urbar machen. Und dieses Land als freie Menschen bewohnen und gemeinsam schützen und erhalten:

"Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungene;
Den faulen Pfuhl auch abzuziehn,
Das Letzte wär' das Höchsterrungene.
Eröffn' ich Räume vielen Millionen,
Nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen.
Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde
Sogleich behaglich auf der neusten Erde,
Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft,
Den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft.
Im Innern hier ein paradiesisch Land,
Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen,
Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.
Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,
Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.
Solch ein Gewimmel möcht' ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.
Zum Augenblicke dürft' ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß' ich jetzt den höchsten Augenblick."

Quelle Foto Wikipedia, nach einem Gemälde von Stieler 1828.

Sonntag, 22. März 2020

Ode an die Freude von Friedrich Schiller

Heute um 18 Uhr haben viele Musiker die Ode an die Freude gespielt und gesungen. Sie setzten ein Zeichen für die Hoffnung und Freude in dieser schweren Zeit.

Den Text zur Ode an die Freude stammt von Friedrich Schiller, unserem Nationaldichter:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!

Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
die des Sehers Rohr nicht kennt.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Herz, mein Herz, sei nicht beklommen

Herz, mein Herz, sei nicht beklommen,
Und ertrage dein Geschick,
Neuer Frühling gibt zurück,
Was der Winter dir genommen.

Und wie viel ist dir geblieben!
Und wie schön ist noch die Welt!
Und, mein Herz, was dir gefällt,
Alles, alles darfst du lieben!

_Heinrich Heine 
aus dem Zyklus Heimkehr aus seinem Buch der Lieder.

Samstag, 21. März 2020

Wandern in Gedanken

Heute ist Welttag der Poesie.
Ein Gedicht für Wanderungen in Gedanken...

Neuer Frühling

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute —
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus, bis ans Haus,
Wo die Blumen sprießen,
Wenn du eine Rose schaust.
Sag, ich lass sie grüßen.

_Heinrich Heine, 1797-1856

Mittwoch, 18. März 2020

Nach Corona um halb sechs im "Kelch"


Po válce v půl páté v "kalichu".

_Ausruf des braven Soldaten Swejk im Roman von Jaroslav Hašek. 

Der Brave Soldat Swejk verabredet sich mit seinem Kneipen-Kumpel: "Nach dem Krieg um halb sechs im Kelch."

"Zum Kelch" heißt eine Gaststätte in Prag.

Der Schriftsteller Hašek verulkt mit seiner Figur Schwejk den Militarismus Österreichs vor und im Ersten Weltkrieg. 

Der Ausruf Swejks macht Hoffnung, dass auch Weltkatastrophen wie ein Weltkrieg vorbeigehen und das Leben wieder schön wird und weitergeht.


Kultur ist Slow Food

Wer Zuhause hocken muss, könnte sich mal Zeit nehmen, ein längeres Gedicht zu lesen.

Und das Lesen langsam genießen, die Strophen langsam wirken zu lassen.

Das schützt und bewahrt unsere Kultur.

In der Schule mussten wir unter Druck lehrplanmäßig erkennen, was uns der Dichter damit sagen will. Dabei sagen es uns die Dichter direkt. Nur waren es eben keine Fast-Food-Texter. Sie stellen Ansprüche an die Leserinnen und Leser. Gute Gedichte wollen langsam genossen sein wie guter Wein. 

Alles, was langfristig gut ist, wirkt langsam.

Hier ein Gedicht von Schiller zum langsam genießen.

DIE SPRÜCHE DES KONFUZIUS

Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.

Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die stehende bewegen.

Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise,
Nimm die zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat.
Wähle nicht die fliehende zum Freund,
Nicht die bleibende zum Feind.

Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohn Unterlass
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.

Dir ein Bild sind sie gegeben:
Rastlos vorwärts musst du streben,
Nie ermüdet stillestehn,
Willst du die Vollendung sehn;

Musst ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe musst du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.

_Friedrich Schiller

Der Frühling ist ein Gedicht von Hölderlin

Der Frühling

Wie selig ist′s, zu sehn, wenn Stunden wieder tagen,

Wo sich vergnügt der Mensch umsieht in den Gefilden,

Wenn Menschen sich um das Befinden fragen,

Wenn Menschen sich zum frohen Leben bilden.

Wie sich der Himmel wölbt, und auseinander dehnet,

So ist die Freude dann an Ebnen und im Freien,

Wenn sich das Herz nach neuem Leben sehnet,

Die Vögel singen, zum Gesange schreien.

Der Mensch, der oft sein Inneres gefraget,

Spricht von dem Leben dann, aus dem die Rede gehet,

Wenn nicht der Gram an einer Seele naget,

Und froh der Mann vor seinen Gütern stehet.

Wenn eine Wohnung prangt, in hoher Luft gebauet,

So hat der Mensch das Feld geräumiger und Wege

Sind weit hinaus, dass einer um sich schauet,

Und über einen Bach gehen wohlgebaute Stege.


Samstag, 14. März 2020

Toilettenpapier vor 1.431Jahren erstmals in China erwähnt

Zuerst schriftlich erwähnt wurde Toilettenpapier im 6. Jahrhundert in China:

Ein chinesischer Gelehrter schrieb im Jahr 589, er würde nie wagen, Papier für die Toilette zu benutzen, das mit religiösen oder philosophischen Texten beschriftet sei. 

Im europäischen Altertum wurden die Blätter der Pestwurz benutzt und im Mittelalter Stoffreste oder zerschnittene Lumpen. 

Irgendwann gab es Toilettenpapier als Einzelblätter. Aber schon früh parfümiert oder mit Balsam getränkt. 

Unser modernes Rollenpapier mit Perforation wurde 1897 erstmals erwähnt in einer Fachzeitschrift der Papierindustrie. Erwähnenswert war die Verwendung von eigentlichem Packpapier für hygienische Zwecke. 

Freitag, 13. März 2020

Wie die Anemonen in die Welt kamen

Eines Tages tuschelten die Wurzeln der Bäume mit den Pilzen auf dem Waldboden: "Die Wipfel unserer Bäume sind immer so arrogant. Sie tun dicke, weil sie die Sterne sehen dürfen, die Sterne und ihren Hirten, den Mond. Wir pumpen Wasser und Mineralien nach oben noch und noch und wir halten den Baum. Und die Wipfel halten sich für was Höheres als wir hier unten auf und im Boden."

Die Wurzeln und die Pilze erzählten ihre Sorgen dem Schmetterling. Der flatterte zur Betteleiche mitten im Hainich. Die war die tausend Jahre alte Fürstin der Bäume und war frei vom Ehrgeiz, die höchste zu sein. Die Betteleiche wusste, die hohen und die gerade Bäume, die sich recken, die werden gefällt. Die krummen Bäume werden alt. 
Die Betteleiche hatte beste Beziehungen zum Himmel. Sie duzte sich mit dem Mond. Die Betteleiche erzählte dem Mond vom Ärger der Pilze und Wurzeln.

Der Mond wurde nachdenklich. Er bat Gott um Hilfe. Gott grübelte. Und gab das Problem an den Mond zurück.

Der Mond wusste, er ist der Hirte der Sterne. Gott hat sie ihm anvertraut. Die Sterne aber wollten nicht auf den Waldboden.

Der Mond ging zu Flora, der Königin aller Pflanzen: "Liebe Flora, möchtest Du den Pilzen und Wurzeln nicht helfen. Sie mühen sich und mühen sich. Und möchten so gern die Sterne sehen." Und Flora besprach sich mit Gott, der half: Flora durfte Sternenstaub aus der Milchstraße über den Wald streuen.

Und so kamen die Anemonen auf die Erde. Und weil sie keine echten Sterne sind, leuchten sie nur im Frühjahr für kurze Zeit. Und so bekamen die Wurzeln und die Pilze ihre eigenen Sterne. 

Michael Zeng, 2019

Donnerstag, 12. März 2020

Goethes Facebook

Dr. Faust und Mephisto wetten, dass Mephisto Faust nicht zufriedenstellen kann. Der Teufel wettet also gegen den ständigen Forscherdrang, gegen die Neugier des Menschen.

Faust ist ein schon älterer Mann. Mephisto will Faust ständig neue Versuchungen erleben lassen. Dazu muss Faust wieder jung gemacht werden.

Mephisto führt Faust zu einer Hexe. Die soll in ihrer Küche einen Trank brauen, der Faust wieder jung macht. Dazu zitiert die Hexe unter viel Brimborium einen langen komplizierten Zauberspruch aus ihrem Zauberbuch.

Faust kommentiert das:
Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.

Mephisto:
Das ist noch lange nicht vorüber,
Ich kenn’ es wohl, so klingt das ganze (Face)Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnissvoll für Kluge wie für Thoren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey
Irrthum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narr’n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabey doch auch was denken lassen.

Hexe:
Die hohe Kraft
Der Wissenschaft,
Der ganzen Welt verborgen!
Und wer nicht denkt,
Dem wird sie geschenkt,
Er hat sie ohne Sorgen.

Dr. Faust:
Was sagt sie uns für Unsinn vor?
Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
Von hundert tausend Narren sprechen.

Mal langsam statt schnell

Friedrich Schiller interpretiert Konfuzius. Es tut so gut, mal in einen Text tief einzutauchen, nachzudenken und Schlüsse zu ziehen durch tiefes Lesen.

Das zu mehren und tiefe Schönheit zeigen, das will ich. Aber ich brauchte eine Pause.  Seit einigen Wochen lese ich Facebook nur. 

Aufgefallen ist mir die ungeheure Hetze dort. 

"Hetze" in beiden Sinnen: als sich und andere unter Zeitdruck setzen. Oder andere mit der eigenen Meinung unter Druck setzen, setzen zu wollen, und andere zu Antworten zu treiben.

Meist werden stark verkürzte Meldungen geteilt, die dann noch verkürzter etikettiert werden. Zweck: Transport de eigenen Meinung. Und wenn es ja nur die eigene Meinung wäre, oft ist es eine aufgewärmte andere Meinung. Die wird höchsten mit eigenem Senf versehen. Die Wurst bleibt eine fremde.

Scheißegal, was sich wirklich hinter einer Meldung verbirgt, scheißegal, was in der Tiefe liegt. Hauptsache, was an der Oberfläche schwimmt oder zu schwimmen scheint, kann dazu dienen, meine Meinung unters Volk zu bringen.

Wir sollten uns überlegen, was im analogen Leben an Oberflächen schwimmt...

Und das Zweitschlimmste: Leute, die im wahren Leben behaupten, sie ließen sich von niemanden was sagen, springen auf Facebook über jedes Stöckchen, das ihnen hingehalten wird: "Ich bin ein süßes Hündchen. Ich bin traurig, weil niemand mein Bild teilt..." Der Welpe hat nichts davon. Es sei denn, er soll adoptiert werden. Was schwierig ist, weil er gemalt wurde.   

Das Drittschlimmste: Im Analogen nerven nur einzelne oder kleine Gruppen von Leuten mit überproportional mehr Meinung als Wissen. Auf Facebook wird das zum Massenphänomen, das Ausmaß der Epidemie wird deutlich.

Bildungsferne strahlt als der neue Horizont. Niemanden treibt mehr Neugier, was hinter dem eigenen Horizont liegt. Wir meinen lieber als zu wissen. Das passt, weil Meinung mit Wissen verwechselt wird. Meinen wird vermeintlich zu Wissen.  Das ist wie: Ich muss nur weit genug vom Kirchturm weggehen, dann passt der Turm in meine Streichholzschachtel.

Zurück zu Schiller und der Insel des genüsslichen tiefen und langen Denkens:  Die Dichter der Weimarer Klassik setzten sich auseinander mit fernöstlicher Weisheit. Die ist so anders als jüdische und christliche Religion. Obwohl: Es gibt Verbindungen. Wohl universelle Weisheit.

Dieses Gedicht von Friedrich Schiller umfasst viel Verständnis vom Wesen der Zeit und des Menschen.

Unser Nationaldichter beschäftigt sich mit der Stellung des Menschen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und dem ständigen Wandel zwischen diesen Zeiträumen. Was jetzt noch Zukunft scheint, verwandelt sich gleich in Gegenwart und

Mittwoch, 11. März 2020

Schiller interpretiert Konfuzius

Die Sprüche des Konfuzius

Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.

Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die stehende bewegen.

Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise,
Nimm die zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat.
Wähle nicht die fliehende zum Freund,
Nicht die bleibende zum Feind.

Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohn Unterlass
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.

Dir ein Bild sind sie gegeben:
Rastlos vorwärts musst du streben,
Nie ermüdet stillestehn,
Willst du die Vollendung sehn;

Musst ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe musst du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.

_Friedrich Schiller

Samstag, 7. März 2020

Starke Frauen Teil 9: VOGTEIERIN vertreibt fürstliche Kommission

Im Jahre 1786 wollten die Obrigkeit in der Vogtei eine neue Holzordnung einführen. Das kam bei den Vogteiern nicht gut an. Eine Kommission sollte die neue Ordnung umsetzen. Die Obrigkeit rückte an mit Beamten und Vermessern. Zur Sicherheit auch mit Soldaten. Der Vogteier Wald sollte neu vermessen werden. Die Vogteier Männer diskutierten und schimpften und regten sich auf mit großen Worten. Die alte Regina Willig aus Langula handelt. Sie holte eine Axt und ging auf den Vermesser zu:
„Wenn Du die Hand nochmal an die Messrute legst, Du Hund, so haue ich Dir die Kochen vom Leibe.“
Das war dem Vermesser und der ganzen Kommission dann doch zu viel. Der Chef der Kommission murmelte was wie, das müsse alles nochmal geprüft werden. Die Kommission mitsamt der Soldaten verschwand aus der Vogtei und ward nicht mehr gesehen.
Regina Willig wurde im Triumphzug nach Hause getragen! Die Vogteier behielten ihre alte Holzordnung und die Laubgenossenschaften.
Vgl. Herwig: „Die ganerbschaftliche Vogtei Dorla, Dorla und Langula vor dem Hainich“ 1876, Seite 86 - 87.