„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Mittwoch, 30. September 2015

CAJUN heißt Sehnsucht

Ich hörte im Radio Cajun-Musik.
Sprich Kätsch'jun.
Das ist die Musik aus dem Süden von Louisiana, USA.


Französische Siedler aus Kanada brachten ihre Musik mit.
In Louisiana fanden sie die Musik der Kreolen aus der Karibik.
Von den Afroamerikanern kam der Blues.
Dazu ein Schuss Musik der Auswanderer von den Kanaren.

Das weite Delta des Mississippi steuerte die Melancholie bei.

Die Deutschen brachten das Akkordeon mit.

Und alle zusammen tanzen zur Fiddle. Alt und Jung.
Das Motto gefiddelt: Genieße das Leben.



Das ist Cajun-Musik.
Es gibt auch eine Cajun-Küche.

Da war sie wieder, die Sehnsucht nach der Ferne.
Das Ziel liegt immer hinter dem Horizont!

Cajun heißt Sehnsucht!

Donnerstag, 24. September 2015

STARKE FRAUEN, Teil 0: ADAMS erste FRAU

John Collier: Lilith

Was in der Bibel steht, das muss man glauben. Unsere heutige Bibel ist eine Zusammenstellung jüdischer Sagen, Legenden und Geschichten. Die Redaktion befand sich im Tempel von Jerusalem. Die Redaktion wählte bestimmte Texte aus, verwarf andere. Die verworfenen fand im 20. Jahrhundert ein junger Hirte in einer Höhle in der Wüste.

Zu den heute fast vergessenen Legenden gehört die Geschichte von Adams erster Frau. Das was nicht Eva. Adams erste Frau war Lilith.

Schon die alten Babylonier berichten von Lilith. Alle alten Geschichten widersprechen sich. Mal ist Lilith ein Dämon, mal ein guter Geist. Mal lieb, mal grausam. Mal brachte Lilith Segen, mal Leid. Mal ist sie eine, mal viele. Lilith ist fassbar und unfassbar. Sie ist eine Frau.
Ihr schönster Beiname ist "Nachtwind".

Adam muss als erster Ehemann eher passiv gewesen sein. Lilith trat Gott auf Augenhöhe entgegen. 
Der Teufel hatte keine Macht über sie. Lilith fand Gottes wahren Namen heraus. Jawe oder Jehova ist nur eine Umschreibung. Immer, wenn Lilith Gott bei seinem wahren Namen rief, musste Gott ihr einen Wunsch erfüllen. Lilith bat Gott um Flügel und flog davon. Niemand weiß wohin.
Die Bibel will Lilith gesichtet haben unter den Tieren der Wüste.

Erst da tat Adam die linke Seite weh. Gott entfernte Adams Schmerz und formte Eva daraus.
Das Folgende ist bekannt. Eva überredete Adam, in den Apfel der Erkenntnis zu beißen. Adam und Eva erkannten, was gut ist, was böse ist. So verloren beide das Paradies. Lilith flog freiwillig weg. Fliegen zu können, war ihr wichtiger als passive Geborgenheit. John Collier hat Lilith gemalt.

Michael Zeng 

Freitag, 18. September 2015

Das Glück ist eine POLKA!

Uns ist der Himmel blau,
jede Faser im Körper zittert vor Glück,
dazu gibt es eine Musik:

Die Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß.

Es donnert und blitzt nicht dauernd, das Glück darf auch mal schaukeln und sich drehen und fließen.

Und weil´s so schön war, darf´s ein bisschen mehr sein:
Die Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß junior!


Wer jetzt nicht fröhlich ist, ist tot oder sollte sich überlegen, warum er nicht diese Musik genießen kann. Kann er das nicht, dann stimmt was nicht!

Die Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß


Die Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß junior!




Donnerstag, 17. September 2015

„Damit ich am Menschen nicht verzweifle.“

„Damit ich am Menschen nicht verzweifle.“ Damit hat der russische Schriftsteller Dostojewski begründet, warum er sich so oft und so lange die Sixtinische Madonna von Raffael anschaut.


Wir schauen uns das Gemälde auch an. Links kniet irgendein Papst. Dargestellt als Heiliger Sixtus. Daher der Name des Bildes. Dass es ein Papst ist, sehen wir an der Krone links unten. Er hat das Bild bezahlt. Die Figur zeigt auf ein Kreuz, das ursprünglich gegenüber dem Bild hing.
Rechts sitzt die Heilige Barbara. Demütig wendet sie den Blick nach unten. Barbara hält Blickkontakt mit dem rechten Engel. Der linke Engel schaut nach oben in die Mitte des Bildes.

Noch traue ich mich nicht, zu schreiben, was wir dort sehen, in der oberen Mitte des Bildes. Ich umschreibe weiter.

Das Bild wurde gemalt mitten in der italienischen Renaissance, vor etwa 500 Jahren.

Eine Generation zuvor malte Sandro Botticelli „Die Geburt der Venus“.


Eine blonde Junge Frau wird aus der Gischt des Meeres geboren. Der Hals ist anatomisch etwas zu lang und die Malweise bleibt plakativ und ist noch fast mittelalterlich. Trotzdem setzt Botticellis Venus Maßstäbe in Sachen Schönheit. An ihr muss sich jede blonde junge Frau messen lassen bis heute.
Botticelli lässt Venus, eine heidnische Göttin, schön sein. Okay, das ist eine heidnische Götze, die darf man angaffen und fraulich schön finden. Die hat es nicht anders verdient.

Und nun, eine Generation später: Raffael Santi. Er malte schön die heiligste Frau, die Mutter von Jesus, von Gottes Sohn, dem Vater gleich. Aber nicht der Erlöser, der Gesalbte, der Christus steht an der Spitze des Dreiecks, das das Gemälde beherrscht. Maria, die Madonna, steht an der Spitze, fast möchte ich sagen, an der Spitze der Evolution, aber die kannte Raffael noch nicht.

Auf den ersten Blick schaut auch Maria dorthin, wohin der Papst zeigt, auf das Kreuz.

Auf den zweiten Blick erkennen wir es: Maria schaut uns an, uns alle, uns, die Menschheit.

Maria präsentiert uns ihren Sohn. Sie zeigt den schüchternen Stolz einer jungen Mutter. Aber Maria ist auch traurig: „Seht, das ist mein Sohn! Er wird euch zeigen wollen: Die Liebe ist die größte Macht. Das Verzeihen die größte Heldentat. Und ihr? Euch fällt nichts ein, außer meinen Sohn ans Kreuz zu schlagen. Seit über zweitausend Jahren macht ihr ein großes Tara ums Todeskreuz meines Sohnes. Aber immer noch hasst ihr und tötet und verurteilt.“ Das rufen Marias Augen.

Auch Jesus graut vor dem, was ihn erwartet. Aber er wird es tun, predigen, leiden und grausam sterben.

Aber treten wir einen Schritt zurück und sehen uns nur das an, was wir sehen.
Wir sehen nicht, wir gaffen. Wir gaffen wie die Affen. Wir begreifen nicht, wie ein Mensch mit Pinsel und Farbe so ein Bild malen kann.

Und da kommen wir zurück zu Dostojewski. Er hielt die Sixtinische Madonna für die „höchste Offenbarung des menschlichen Geistes“.

Mehr bleibt nicht zu schreiben.

Michael Zeng

Sonntag, 13. September 2015

Musik malt BLAU

Die Rhapsodie in Blue von George Gershwin ist weltberühmt. Irgendwie kennt jeder von uns die Melodie.

Seit 1924 ist das Stück in der Welt. Der Komponist verband Jazz mit klassischer Musik. Das war damals eine Sensation. 

Kritiker nörgelten: Gershwin habe keine „Form“ gefunden. Er habe einfach eine Melodie an die andere gereiht. Mag sein, aber die Kritiker kennt heute kaum jemand mehr. Die blaue Rhapsodie ist in uns.

Das Motiv der blauen Rhapsodie kennen wir alle. Vielleicht, weil sie in uns klingt und weil blau so eine schöne Farbe ist, auch in der Musik.


Hier gestaltet Leonard Bernstein die Rhapsodie in Blue. Wir hören 17 Minuten lang Genie und Meisterschaft.  


Über 400 Millionen hören „ALL YOU NEED IS LOVE“

"Alles, was du brauchst, ist Liebe. Liebe ist alles, was du brauchst."

Das sangen THE BEATLES auf der ersten weltweit übertragenen Live-Fernsehsendung.

Am 25. Juni 1967 wurde von der BBC die Sendung live in 31 Länder übertragen. Über 400 Millionen Menschen hörten und sahen: "Alles, was du brauchst ist Liebe!"

Das ist 48 Jahre her. Seit der Sendung tobten mindestens 105 gezählte Kriege in der Welt.   


Freitag, 11. September 2015

Play it Sam, play: „AS TIMES GOES BY“

Spiel es Sam, spiel [den Song] „As Times Goes By“.

Die Geschichte:
Rick liebte Elsa. Sie kamen nicht zusammen. Ihre Liebe hatte keine Zukunft, nur die Gegenwart.
Sie verloren sich aus den Augen wegen der Umstände.

Rick baute sich eine Existenz auf, ein Café in Casablanca in Marokko. Rick verbot sich und aller Welt alle Erinnerung an Elsa.

Dann taucht sie wieder auf in seiner Existenz. Und Elsa bittet den Pianisten das Lied zu spielen, das sie und Rick zusammen gebracht hat. Sie erfährt, vom Pianisten: Rick wartet immer noch. 

Es gibt kein Happy End.
Elsa hat einen Anderen, einen Mann der Weltgeschichte, den sie unterstützen will und soll und muss.

Die Erinnerung bleibt.

Der Film CASABLANCA war geplant als B-Movie, als Film vom Fließband.
Casablanca wurde Legende und ein Mythos und mit dem Film das Lied.
Wie alle Mythen werden Geschichten zum Mythos, wenn diese Geschichten allgemein gültig sind, wenn wir alle diese Geschichten erlebt haben.

Spiel´s nochmal, Sam!
  

Donnerstag, 10. September 2015

Das HIMMLISCHE San Francisco oder das ewige LIEBESLIED

Nachdem das echte Jerusalem aus vielen Gründen nicht mehr erreichbar war, erfanden die Gläubigen das Himmlische Jerusalem. Das ist immer erreichbar, über die Traumleiter von jedem Ort aus ohne Reisekosten.

Für Leute, die Liebe gut finden, wurde aus dem realen San Francisco irgendwann das geträumte San Francisco.

Geben wir es doch zu: In der FDJ-Versammlung, da träumten wir nicht vom Sozialismus oder von der Lektüre der Dokumente des Marxismus-Leninismus. Wir träumten von San Francisco und dem, was Scott McKenzie meint, wenn er von dieser Stadt am Pazifik singt.

Wir träumten oder träumen davon, alles mal stehen und liegen zu lassen. Mit dem alten VW Bus T1 die USA zu durchqueren und in San Francisco anzukommen. Oder mit dem B1000.

Aus irgendwelchen irren Gründen hat der Westbesuch das nie gemacht. Die konnten doch. Nee. Die murmelten was von kein Geld haben und Kredit abzahlen müssen für´s Reihenhaus in Wanne-Eikel, Groß Gerau oder gleich in Schwäbisch-Hall.

Auch San Francisco ist keine Hippie-Hochburg mehr. Ich war dort, im Sommer 2000. In den Häusern von Janis Joplin und der Band Ten Years After wohnen fremde Leute. Die Haightstreet ist auch nicht mehr das Epizentrum der freien Liebe. Die ist heute museal. Alt-Hippies verkaufen Postkarten und Eintrittskarten, reißen die ab, und abends machen sie die Buchführung.

Aber der Traum bleibt. Und jeder träumt, mit seiner Liebe hinzufahren ins ewige San Francisco unserer Träume. Mit Blumen im Haar und die Frau möglichst im langen Kleid.


Dienstag, 8. September 2015

Freiheit ist einfach ein anders Wort für nüscht mehr zu verlier´n ha´m

Janis Joplin singt es für uns:

Freedom's just another word for nothin' left to lose
Nothin', it ain't nothin' honey, if it ain't free
And feelin' good was easy, Lord, when he sang the blues
You know feelin' good was good enough for me
Good enough for me and my Bobby McGee

Freiheit ist einfach ein anderes Wort für nüscht mehr zu verlier´n ham´n.
Nichts, nichts geht drüber, wenn man frei ist.
Und fühl es. Schön, wie einfach es ist. Oh Gott, als er diesen Blues sang!
Du weißt, was gut fühlen heißt, Du weißt, was gut genug ist für mich.
Gut genug für mich und Bobby McGee

Bobby McGee müsste man sein...



Woo Woo Satanismus? Wu huhh?!

Liebe Freundinnen und Freunde des guten Geschmacks,

anbei einer der umstrittensten Songs des Rock´n´Roll:

"Sympathy For The Devil" von The Rolling Stones.

Der Song liegt seit 2004 auf Platz 32 der 500 besten Songs aller Zeiten! Gewertet vom Zentralorgan des Rock´n´Roll, dem Rolling Stone.

Inspirieren lassen hat sich Mike Jagger vom Roman "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow. Im Roman besucht der Teufel im Jahr 1930 Moskau.

Zum Liedtext: Der Sänger singt, er sei der Teufel und bittet um Sympathie für sich. Das begründet er mit historischen Beispielen seines Wirkens. Deshalb bekam Mike Jagger viel Ärger. Er traute sich lange Zeit nicht mehr, den Song in Konzerten zu singen.

Aber wie viel Satanismus kann sein in einem Lied, in dem 86 Mal "Woo woo", (deutsch: Wu huhh) gesungen wird?


GOLD und SILBER

Der Walzer Gold und Silber von Franz Lehar!

Dieser Walzer ist eine Wucht. Er Lässt die Liebe erklingen und erzählt ein ganzes Liebesleben.
Sind wir verliebt, dann ist uns die klebrigste Musik-Marmelade nicht süß genug. Das gibt es auch als Walzer. Wir lieben und das Leben fährt Karussell. Alles dreht sich.

Franz Lehar konnte das komponieren. Aber damit die Instrumente nicht verkleben, ließ Lehar ab und zu das Leben auf die Pauke hauen. Auch Misstöne gibt es. Das schrillt´s im Ohr. Fanfaren rufen auf zu was auch immer. Meist zu nix Gutem. Marschmusik führt oft ins Nichts.

Aber immer und immer wieder kommt der Walzer durch und macht alles wieder gut. Wir können uns wiegen und drehen uns und sind sicher.

Komponiert hat Franz Lehar den Walzer 1896 für einer Fest einer österreichischen Adligen. Pusten wir den Staub nicht weg und lassen den Moder in Ruhe. Die Adlige ist nicht wichtig. Wichtig ist die Musik!




Samstag, 5. September 2015

FÜR ELISE oder Beethovens "unsterbliche Geliebte"

Beethoven war arrogant: Er hielt sich für ein Genie. Vielleicht akzeptierte er neben sich noch Johann Sebastian Bach („Er müsste Meer heißen, nicht Bach.“) vielleicht anerkannte er Mozart und, na ja, Napoleon, dem widmete er eine Sinfonie.

Beethoven hatte zwar Recht. Er stand auf dieser Ebene. Er war taub und schenkte der Menschheit Musik, die eine Epoche-Wende markierte. Es gibt Musik vor und nach Beethoven. Aber Beethoven nervte seine Zeitgenossen doch erheblich mit Arroganz und Besserwisserrei.

Aber eine Grenze fand Beethoven: Er hatte kein Glück in der Liebe. Beethoven verliebte sich immer in Frauen, die seine Liebe nicht erwidern konnten. Entweder waren sie vergeben oder nicht verliebt oder die Frauen waren adlig. Beethoven war bürgerlich, er konnte zu seiner Zeit nicht in den Adel einheiraten. Die Beethoven-Forschung hat das in staubigen Archiven erforscht.

Aber es gab eine „unsterbliche Geliebte“, wie der Meister sie nannte. Niemand weiß, wer sie war.
Dieser jungen Frau widmete Beethoven das Klavierstück: „Für Elise am 27 April zur Erinnerung von L. v. Bthvn“

Na klar hat sich die Forschung auf Elise gestürzt. Es gibt verschiedene Kandidatinnen. Niemand weiß, welche es war. Ein italienischer Forscher glaubt sogar herausgefunden zu haben, dass das Stück gar nicht von Beethoven stammt. Ein Italiener soll es komponiert haben. Nun ja?!

Aber eigentlich ist es egal: Beethoven mag kein Glück in der Liebe gehabt haben. Aber für seine Elise schuf er ein Stück, das... na ja. Es ist... Es klingt... Beethoven muss sehr verliebt gewesen sein. So klingt es. So klingt, unsterblich verliebt sein:


Freitag, 4. September 2015

MUSIK genießen GEGEN das Erbe der alten NAZIS

Propaganda wird besonders ekelhaft, wenn unbeteiligte Kunst dafür missbraucht wird. Ein Kunstwerk wird missbraucht und verunglimpft.

So ein missbrauchtes Kunstwerk ist die sinfonische Dichtung „Les Préludes“ von Franz Liszt.

Gegen den Missbrauch der Kunst durch die Nazis sollten wir anhören.
Lauschen wir dieser wundervollen Musik. Sie ist eine Dichtung in der Sprache der Musik und ein Loblied auf die Fanfare.



Im Jahr 1854 hat der Komponist das Werk fertig gestellt. Das war fast 80 Jahre vor der sogenannten Machtergreifung der Nazis. In den Kriegsberichten in der Wochenschau im Kino diente das Hauptthema als Einleitung für die Berichte von der Ostfront.

Das ist doch die Kriegsmelodie“,

sagte meine Großtante noch 65 Jahre nach Fünfundvierzig, als sie die Melodie zufällig hörte. Für die Nazis war es die „Russland-Fanfare“! Von Sieg zu Sieg sollten die Noten führen. Sie führte in den totalen Untergang. Wir wissen es. Totaler Krieg führte zu totalem Untergang.

Die mussten Nazis tricksen, um die schöne Musik von Liszt vergewaltigen zu können.
Der Komponist stellte den Noten gleichzeitig zwei Widmungen voran.
Die Nazis veröffentlichten nur die zweite:

Dennoch trägt der Mann nicht lang die wohlige Ruhe inmitten besänftigender Naturstimmungen, und »wenn der Drommete Sturmsignal« ertönt, eilt er, wie immer der Krieg heißen möge, der ihn in die Reihe der Streitenden ruft, auf den gefahrvollsten Posten, um im Gedränge des Kampfes wieder zum ganzen Bewusstwerden seiner selbst und in den vollen Besitz seiner Kraft zu kommen.“

Dieses dumpfe Getöse kam den Nazis gelegen.
Nun tönte die Wochenschau bis zum Untergang.

Die Nazis verschwiegen die erste Widmung, die der Komponist der zweiten voran stellte:

Was anderes ist unser Leben, als eine Reihenfolge von Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt? ...“

Aber machen wir wieder gut, was die Nazis dem Werk von Liszt angetan haben, vergessen wir auch dessen Vorwort. Genießen wir die schöne Musik.
Wir dürfen das? Wir dürfen!

Wir kennen alle den Radetzkymarsch! Der belebt jedes Silvesterkonzert der Wiener Philharmoniker. Der populäre beschwingte Marsch ist gewidmet dem österreichischen General Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz. Der Marsch feiert den Sieg von 1848 der österreichischen Armee in einer brutalen Schlacht gegen die Aufständischen auf Sardinien. Die kämpften für ihre Freiheit gegen die österreichische Fremdherrschaft und verloren.

Und trotzdem schmettert der Radetzkymarsch! 


Beim AUTOFAHREN VERBOTEN oder COOLER als die Schweizer Gletscher

Schweizer können nicht nur Gelb im Käse, Yello konnte Gelb in Rockmusik.
Bei diesem Lied aus dem NSW, dem Nichtsozialistischem Wirtschaftsraum, gaben wir im Trabbi Gummi!
Heute sind die Autos schneller!
Deshalb dieses Lied besser nicht im Auto hören...


Donnerstag, 3. September 2015

Der Abschied gibt dem Anfang Kraft

Die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák feierte 1893 Weltpremiere.
Der Komponist verarbeitete seine Eindrücke von Nordamerika. Vor allem ließ er sich inspirieren von Geschichten und Legenden.

Im zweiten Satz der Sinfonie, dem Largo, erzählt Dvořáks die Szenen einer Trauer. Ein Liebender trauert um seine Geliebte. Das erzählt uns das Englisch-Horn. Die Trauer klagt einsam in die dunkle Höhe. Doch dann wird aus der Klage der Gesang der Vögel. Wie fröhliche Wellen spielt die Hoffnung sich heran. Aus dunkler Klage wird helles Weiter-Leben. Der Abschied gibt dem Anfang Kraft.

Genial erzählt im Klange der Musik!

Antonín Dvořáks schrieb das Buch, Herbert von Karajan liest uns vor...


Dienstag, 1. September 2015

ANFANG und ABSCHIED bei Hermann Hesse

Sonnenuntergang vom Harsberg bei Mihla aus gesehen.
Sonnenuntergang vom Harsberg aus gesehen. Foto: ich
Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

Mondaufgang am Harsberg Foto: ich