„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“ _Johann Wolfgang von Goethe

Samstag, 27. Juni 2015

BLAUES MEER in schwarz-weiß

"Lehre mich tanzen!" Das bittet der eine Mann den anderen Mann. Und dann tanzen sie. Kurz zuvor haben beide alles verloren. 




"Heh, Boss! Hast du jemals erlebt, dass etwas so bildschön zusammen kracht?"
Die beiden haben gerade alles Geld verloren.
Die beiden haben gerade alles verloren, was sie sich aufgebaut haben.
Ihre ganze Existenz ging drauf.
Beide verloren ihre großen Lieben.

Grund genug, um zu tanzen und zu lachen.
"Leben ist Schwierigkeit. Nur der Tod ist es nicht. Leben heißt, den Gürtel festschnallen und ausschauen nach Schwierigkeit."


Szene aus dem Film "Alexis Sorbas"
Anthony Quinn in der Rolle seines Lebens!

Theodor Fontane und das BLAU

Guter Rat

An einem Sommermorgen
da nimm den Wanderstab,
es fallen deine Sorgen
wie Nebel von dir ab.

Des Himmels heitre Bläue
lacht dir ins Herz hinein
und schließt, wie Gottes Treue,
mit seinem Dach dich ein.

Rings Blüten nur und Triebe
und Halme von Segen schwer,
dir ist, als zöge die Liebe
des Weges nebenher.

So heimisch alles klingt
als wie im Vaterhaus,
und über die Lerchen schwingt
die Seele sich hinaus.

_Theodor Fontane

Vor 15 Jahren: STAMM_TISCH Nummer 100

Vor 15 Jahren habe ich meine erste Reportage geschrieben, während einer Ausbildung zum Redakteur in München...
Würde gern mal schauen, ob es den Stammtisch Nummer 100 noch gibt

Text der Reportage auf xblau.de

Die blaue Blume [Joseph von Eichendorff und das BLAU]

Die blaue Blume

Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.

_Joseph von Eichendorff (1818)

J. W. Goethe und das BLAU

"Wie wir einen angenehmen Gegenstand, der vor uns flieht, gern verfolgen, so sehen wir das Blaue gern an, nicht weil es auf uns dringt, sondern weil es uns nach sich zieht."

_Goethe

Hermann Hesse und das BLAU

Blauer Schmetterling

Flügelt ein kleiner blauer Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.

_Hermann Hesse

Heinrich Heine und das BLAU

Mit deinen blauen Augen
Siehst du mich lieblich an,
Da wird mir so träumend zu Sinne,
Daß ich nicht sprechen kann.

An deine blauen Augen
Gedenk ich allerwärts; —
Ein Meer von blauen Gedanken
Ergießt sich über mein Herz.

_Heinrich Heine, 1797-1856

ZEIT_ZEICHEN

Das Projekt Archivalie des Monats war nominiert für den Thüringer Archivpreis 2015

NACH OBEN oder B. Brecht und das BLAU


Über dem Vogteier Meer abends am 25.Juni2015
Es lohnt sich immer mal nach oben zu schauen.
Manche vermuten dort den lieben Gott.
Manche unendliche Weiten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Auf jeden Fall sehen wir dort meist Wolken.
Die bestehen nur aus Wasserdampf.
Aber mit Sonne und Wind und dem Blau des Himmels bilden Wolken doch wundervolle Bilder, immer wieder neu.
Die Konstellationen der Wolken verändern sich ständig.
Doch die Schönheit bleibt, ändere sich, was wolle.
Das beruhigt irgendwie.
Sind Wolken nur Wasserdampf?

Bertolt Brecht:
Erinnerung an die Marie A.

1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.
3
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.